Zu allen Zeiten und an allen Orten kann sich jemand einen Namen machen. Das ist etwas anderes als die amtliche Registrierung einer ererbten Zuordnung. Mit dem Vornamen und dem Nachnamen ist zunächst vollkommen wertfrei die Existenz einer Person umschrieben. Bedeutsam für die jeweilige Berühmtheit sind auch die Herkunft und die Abstammung. Doch damit hat sich noch niemand einen Namen gemacht. Erst in der Entfaltung eines Wesens durch besonderes Können und besondere Fähigkeiten offenbart sich das Außergewöhnliche. Im Zusammenwirken mit dem persönlichen Verhalten und vollzogenen Leistungen in der Wahrnehmung und in der Anerkennung durch die Umwelt entsteht ein Name. Dieser kann identisch sein mit der Bezeichnung im Personalausweis. Er kann auch zur Verdeutlichung des Lebenswerkes ganz neu zugeteilt werden. Dann hat sich jemand einen Namen gemacht. Anders ist es mit dem Namen Gottes. Das zweite der 10 Gebote betont: „Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren. Im von Jesus überlieferten „Vaterunser“ steht: „Geheiligt werde deine Name!“ Jesus selbst betet: „Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.“ Auf die Frage des Mose nach dem Namen Gottes am brennenden Dornbusch folgt die Antwort: „Ich bin, der ich bin.“ Auf der Basis dieser Aussagen wird die Unvergleichbarkeit Gottes deutlich. Das unterscheidet den Glauben an ihn von den vielen Göttern und den vielen Götternamen. Ein Name ist immer eine Begrenzung. Er dient zur Erfassung und zur Verwaltung. Der Name Gottes offenbart sich in seinem Wirken und in seinem Wesen. Dem Mose teilt Gott unendlich mehr mit als eine namentliche Ausweisung. Die Worte „Ich bin, der ich bin.“ bedeuten die Existenz Gottes. Es gibt Gott. Er ist der Schöpfer und Erhalter des Lebens und aller Dinge. Seinen Namen zeigt er in der Botschaft der Liebe und des Friedens. In Christus hat er mit seinem Namen einen menschlichen Weg beschrieben mit dem Belag aus Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Darum ist auch die Zustimmung der Glaubenden zu jedem Dogma und zu jeder Vorschrift nachrangig. Von erster Bedeutung ist das persönliche Leben in Gottes Geist und in Gottes Namen. Festgeschriebene Glaubensaussagen sind bisweilen theologische Schwergewichte und entziehen sich so dem klaren Verstehen. Doch die Wesensmerkmale Gottes und seines Namens sind eindeutig und bringen Hoffnung und Licht zu allen Menschen. Der Beitrag des einzelnen Menschen besteht in der Freiheit zum auf Gott hin ausgerichteten Perspektivenwechsel in jeder Alltagswirklichkeit. Gott aus dem Blickwinkel negativer Lebensansätze anzusehen, entstellt und verwirrt. In der Anamorphose einer beliebigen Gottesvorstellung wird der Offenbarungsschatz in Einzelteile aufgelöst und entwertet. Es ist wie das Betrachten eines Kunstwerkes aus einem einschränkenden Winkel. Der Name Gottes in seiner Weite und in seinem Vollklang ist in entschiedener und freier Zuwendung menschlichen Geistes zu erahnen. Pastor i. R. Jürgen Kuhn |
