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Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott (Jes 40,1-5.9-11)

Gedanken zum 2. Advent

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen,“ ruft uns der Prophet Jesaja
zu. Welch eine schöne Aufgabe: Trösten! Es klingt nach Umarmung, nach Tränen Trocknen, Pusten auf
die Stelle, die weh tut, nach Reinigen und versorgen der aufgeschürften Wunde und immer wieder neu
nach Umarmen und Liebhaben.
„Tröstet, tröstet mein Volk,“ – dieser Satz bringt eine tiefe Sehnsucht zum Klingen, die Sehnsucht, dass
die Last von uns abfällt, die Sehnsucht, dass es nicht mehr so weh tut, die Sehnsucht, dass das Leid
aufhört, dass wir uns fallen lassen dürfen in die Umarmung eines lieben Menschen, dass wir angenom-
men sind und geliebt werden.
„Tröstet, tröstet mein Volk,“ – dieser Satz führt uns vor Augen, in welch einer trostlosen Welt wir leben.
Wie viele in unserer nächsten Umgebung warten so dringend auf Trost? Die Kindergartenkinder, die
unter dem Personalmangel in den KiTas und den vielen Erkältungswellen leiden? Die Schulkinder, die
mit viel zu schweren Schultaschen in überfüllte und oft schlecht ausgestattete Klassenzimmer hetzen?
Die Jugendlichen, denen in den sozialen Medien so viel Druck gemacht wird, wie sie zu sein haben,
dass sie keine Möglichkeit mehr haben, sie selbst zu sein? Die Familien, die unter der Inflation einer-
seits und immer größerem Erwartungsdruck andererseits leiden? Die Menschen, die ihr Leben lang
geschuftet haben und jetzt mit einer minimalen Rente auskommen müssen und niemanden mehr zum
Reden haben? So viele Menschen erleben ihre Umgebung als rau, freudlos, aggressiv, gewalttätig, so-
gar feindlich. So viele Menschen, die so sehnsüchtig auf Trost warten!

„Tröstet, tröstet mein Volk,“
– dieser Satz des Propheten Jesaja verheißt uns, dass Gott kommt als
guter Hirte, der uns umarmt, der uns auf seine Schultern nimmt, um uns zu retten, der uns behutsam
und liebevoll behandelt. Der Prophet Jesaja bringt in uns das Gefühl zum Klingen, wie groß unsere
Sehnsucht nach dem Gott ist, der als guter Hirte zu uns kommt. Wir warten so sehnsüchtig auf das
Kommen des Gottes, der selbst die Hoffnung des Propheten Jesaja weit übertraf, als er selbst als Kind
in einem Stall zur Welt kam und Mensch wurde. Wir warten so sehr auf das Kommen unseres Gottes,
der uns in unserem menschlichen Alltag ganz nahe sein will, um uns zu trösten.
„Tröstet, tröstet mein Volk,“ – zum Zeichen der Sehnsucht bauen viele Menschen im Advent Krippen
auf und vielleicht steht auch bei Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, bereits ein kleiner Stall im Wohnzim-
mer und Maria und Josef machen sich auf den Weg zur Krippe. Vielleicht haben Sie auch schon die
Krippenfiguren hervorgeholt, die Hirten und die Schäfchen und alles, was sonst noch dazugehört. Viel-
leicht freuen auch Sie sich schon darauf, an Heiligabend das Jesuskind in die Krippe zu legen zum Zei-
chen dafür, dass endlich Weihnachten ist. Vielleicht haben Sie aber dieses Jahr keine Zeit, keine Lust,
keine Gelegenheit, eine Krippe aufzubauen. Vielleicht gibt es viel größere Dinge, die Sie beschäftigen,
belasten und bedrücken.

Liebe Leserin und lieber Leser, Ihnen allen gilt der verheißungsvolle Ruf des Propheten Jesaja, dass
Gott kommt als der gute Hirte, der uns in den Arm nimmt, uns tröstet und behutsam führt. Gerade
Ihnen gilt die Botschaft des Advents, dass Gott Mensch wird, um uns in unserem menschlichen Alltag
ganz nahe zu sein. Gerade Ihnen gilt die Verheißung, dass die tiefe Sehnsucht gestillt wird, die Sehn-
sucht, dass die Last von uns abfällt, die Sehnsucht, dass es nicht mehr so wehtut, die Sehnsucht, dass
das Leid aufhört, dass wir uns fallen lassen dürfen in die Umarmung Gottes, dass wir angenommen
sind und geliebt werden.

Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen, wünsche ich einen gesegneten zweiten Advent.

Winfried Rottenecker

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