Wenn jemand mich liebt, …

Gedanken zum sechsten Sonntag der Osterzeit

„Wenn jemand mich liebt, wird er an meinen Geboten festhalten.“ Das sagt uns Jesus im heutigen Evangelium (Joh 14, 15 – 21).
Geht es uns nicht oft so, dass man kaum alles verkraften kann, was da geredet und geregelt wird? Welches Wort oder Gebot ist wert, festgehalten zu werden? Ist es nicht vielmehr so, dass wir immer mehr Dinge loslassen müssen, auch und gerade im kirchlichen Kontext, um Raum für Neues zu schaffen?
Vieles geht zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus. Denn zum Hören oder gar Festhalten braucht der Mensch nicht nur Ohren, sondern auch innere Bereitschaft. Aber selbst diese ist schwer umzusetzen, angesichts der Komplexität unserer Welt.
Dennoch: Jesus ist offenbar der Ansicht, dass das Festhalten an seinen Worten und Geboten nötig und auch möglich ist. Denn das hat etwas mit Liebe zu tun. Da, wo wir lieben, hören wir anders. Da sind wir offen. Da gehen auch kleine, leise Worte nicht verloren. Für Jesus scheint das Zusammenspiel zwischen der Liebe und dem Festhalten an seinem Wort eine selbstverständliche Konsequenz zu sein. Und vielleicht fragen wir uns, warum das so einfach klingt, aber nicht automatisch und einfach umzusetzen erscheint. Doch Jesus hat da noch ein Ass im Ärmel, mit dem er den Jüngern damals und uns heute die Perspektiven aufzeigt:
„Ich werde euch einen Beistand geben.“
„Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen.“
„Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.“
Das sind mehrere Versprechen, die alle auf eins hinauslaufen: Wir sind nicht allein! Wer an den Worten Jesu festhält, der kann sich hineinziehen lassen in den Sog der Liebe, der von Gott in drei Personen ausgeht und sich uns immer wieder mitteilt und uns einlädt, nicht auf uns selbst, sondern letztlich ihm zu vertrauen. Dann kann das möglich werden, was Jesus uns zusagt:
„Wenn jemand mich liebt, wird er an meinen Geboten festhalten.“

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche.
Ihre
Barbara Steeger

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