Impuls für Sonntag, 06.04.2025

Nach biblischer Information ereignete sich der Durchzug durch das Rote Meer zwischen 1500 und 1200 vor Christi Geburt. Bis in die Gegenwart wird der Untergang der verfolgenden Reiter und Pferde aus Ägypten als Großtat Gottes vorgetragen und gefeiert. Die ersten prophetischen Schriften im Alten Testament stammen von Jesaja. Rund 700 Jahre später im Zeitraum von 740 bis 701 wirkte er im Südreich Juda und im Nordreich Israel. Von ihm stammen die bis heute aktuellen Worte: „18 Denkt nicht mehr an das, was früher war; / auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! 19 Siehe, nun mache ich etwas Neues.“ Dazu gehört eine geistige Weite und eine außergewöhnliche Denkkraft. Die Zeit der Kriegsgötter und der Gott gesegneten Schlachten sind vorüber. Auch wenn sie historisch unausgesetzt durch die Geschichte gehen. Weltweit lebt die Sehnsucht nach Frieden. Darum ist jede kriegerische Auseinandersetzung ein fataler Anachronismus. Die Jahrtausende alte Installation von angeordneter Gewalt in Vernichtungsbefehlen liefert im engen Radius gesetzter Kriegslogik fortwährend Argumentationen für Aufrüstung und Abschreckung. Seit dem Einzug des Homo Sapiens in die Schöpfung entwickeln hochbegabte und hochintelligente Köpfe immer brutalere und wirkungsvollere Vernichtungswaffen. In unvorstellbarer Verkettung von Ursache und Wirkung war der blaue Planet Erde entstanden und bot allen Lebewesen einen herrlichen Lebensraum. Dahinein trat der Mensch. Aus der Heiligen Schrift leitete er für sich die Sonderstellung der Globalherrschaft ab mit der Berechtigung zur Ausbeutung und Zerstörung. Gerne las dieses Menschwesen die Schriftbezeichnung als Ebenbild Gottes. Dieser Irrtum und diese Fehleinschätzung belasten seitdem Zeit und Raum. Denn die biblisch formulierte Ebenbildlichkeit Gottes setzt den Menschen zur Statthaltung Gottes ein mit der Befugnis und der Verantwortung zu beschützen, zu hegen und zu pflegen. Auf dem Weg dorthin stehen fundamentierte Systeme und Strukturen aus Macht und sinnloser Gewalt. Rund 500 Jahre nach Jesaja schrieb der römischer Dichter Plautus in der Komödie Asinaria – Eseleien – die denkwürdigen Worte: „homo homini lupus est“. Das bedeutet im weiteren Textzusammenhang: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, solange er nicht den Wert und die Würde des anderen begreift.“ Tragischer Weise befindet sich aber auch die hochmoderne und hoch informierte Gegenwartsmenschheit in dem Dilemma historisch überlieferter Denkweisen und Handlungsgrundsätze. Die Herrschaftsformen dieser Welt stehen in trauriger Nachfolge des Vorherigen. Doch die Aufgabe der Statthaltung Gottes gilt unverändert. Über die weltumspannenden Wege der Kommunikation kann sich ein neues Menschenmiteinander entwickeln. Es ist ein Grundgedanke unseres Glaubens, dem Wirken des Geistes und der Kraft Gottes zu vertrauen und Unmögliches für möglich zu halten. Der moderne Mensch erfüllt sein Wesen nicht im Treiben des jeweiligen Mainstreams. In geistiger Freiheit und spiritueller Offenheit ist jeder einzelne Mensch ein kostbares und unersetzbares Mosaikstein im Kunstwerk der Schöpfung. Die menschliche Raubtiervergangenheit kann in aller Ruhe abgeschlossen werden. Die Strahlkraft humaner Intelligenz ist für die Schöpfung überlebenswichtig. In der bewussten und konstruktiven Allianz mit Gott und in seiner Liebe gelingt das Leben und ungeahnter Schönheit. Darum gelten die Worte aus alter Zeit heute genauso wie vor Jahrtausenden: „„18 Denkt nicht mehr an das, was früher war; / auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! 19 Siehe, nun mache ich etwas Neues.“

Pastor i. R. Jürgen Kuhn
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