Gedanken zum Sonntag, 13. November 2022
Die Wochen rennen dahin und wir sind schon fast am Ende des Jahres angekommen. Was das Kalenderjahr angeht übertreibe ich vielleicht ein wenig, doch das Kirchenjahr steht tatsächlich knapp vor Silvester. Heute feiern wir den vorletzten Sonntag des Kirchenjahres und wie immer sind für die Gottesdienste vier biblische Texte vorgesehen, die gut zur „Jahreszeit“ passen.
In der ersten Lesung droht der Prophet Maleachi mit Feuer, das am „Tag des Herrn“ alle Überheblichen und Frevler verbrennen wird. Aber für jene, die Gott fürchten, soll die „Sonne der Gerechtigkeit“ aufgehen und Heilung bringen.
Im Psalm sollen wir dem Gott zujubeln, der kommen wird um die Erde zu richten, denn „er richtet den Erdkreis in Gerechtigkeit, so wie es recht ist.“ (V. 9)
Die Lesung aus dem zweiten Thessalonicherbrief ist an eine Gemeinde geschrieben, die genau dieses Gericht am Tag des Herrn erwartet. Diese junge Gemeinde von Christ:innen rechnet im Grunde täglich damit, dass sich diese Welt verwandelt. Und deshalb gibt es einige, die es nicht mehr für nötig halten, zu arbeiten und sich so den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. „Wenn der Herr doch eh bald kommt, warum soll ich mich da anstrengen?“ – das ist wohl die Devise. Paulus ermahnt sie aber, einfach in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen. Ein Kommentator schreibt dazu: „Das erwartete Kommen des Herrn verlangt vom Christen eine Haltung verantwortlicher Nüchternheit.“ Also nicht einfach entspannt in den Fernsehsessel zurücklehnen, sondern ruhig und besonnen in der Welt Verantwortung übernehmen?
Besonders sachlich und nüchtern agiert Jesus im heutigen Evangelium aber auch nicht. Er antwortet denen, die sich über die schönen Verzierungen im Jerusalemer Tempel unterhalten, mit einer ganzen Aufzählung von drohenden Ereignissen: Kein Stein soll auf dem anderen bleiben, Kriege werden ausbrechen, Seuchen und Hungersnöte werden kommen und viele werden in Gefängnisse gesteckt werden. Das sind nur ein paar Beispiele und es geht noch schlimmer: „Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.“ (Lk 21,16-17)
Das sind ja ungeheuerliche Zukunftsprognosen! Bringt die Verwandlung der Welt am Ende nur Angst und Schrecken?
Ich mich nicht erschrecken lassen. Ich habe die „Sonne der Gerechtigkeit“ im Ohr, die uns heilen soll, weil wir zu Gott gehören. Ich glaube an einen Gott, dessen Gerechtigkeit nicht in menschliche Maßstäbe passt und voller Liebe ist. Ich vertraue darauf, dass Jesus Wort hält, wenn er sagt: „Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ (Lk 21, 18-19)
Und wenn die Zeit vergeht, wird Leben sein.
Einen gesegneten Sonntag wünscht
Florian Bundesmann
(ehemals Hölscher), Pastoralassistent