Gedanken zum elften Sonntag imJahreskreis
Eine typische Situation in meiner Kindheit:
Niemand hat die Spülmaschine ausgeräumt und auch der Tisch wurde nicht gedeckt.
Dann ging die Debatte los, wessen Aufgabe das denn ist.
Die Aufgabe von uns Kindern, heißt es, doch wer von uns Zweien das jetzt tun sollte war nicht geklärt und so wurden die Aufgaben so manches Mal nicht erledigt.
Dabei könnte es doch so einfach sein:
Du Sophie übernimmst die Spülmaschine, das andere Kind deckt den Tisch.
Nennt die Dinge beim Namen, das erspart jede Menge Unklarheiten und damit auch Frust und Enttäuschung.
Oft stehen wir vor verschiedensten alltäglichen Aufgaben, ob im Beruf, im Ehrenamt oder in der Familie, es sind oft Aufgabenberge irgendwo zwischen automatischem Abarbeiten und der Frage danach, wie das denn nun gehen soll und wer sich darum kümmert.
Und da ging es Jesus und seinen Jünger*innen vermutlich ähnlich.
Immer mehr Menschen schließen sich ihnen an, bauen Vertrauen auf und wenden sich mit ihren Fragen, Sorgen und Nöten an sie. Arbeitsteilung wird notwendig, um dem Interesse und der Sehnsucht der Menschen nach Gott gerecht zu werden.
Und so nennt Jesus sie beim Namen, ruft sie einzeln aus der diffusen Menge der Jünger*innen hinaus und gibt ihnen eine konkrete Aufgabe:
Verkünde die frohe Botschaft und hilf, wo du nur kannst.
Nicht ‚man‘, sondern ‚du‘, nicht ‚die Jünger*innen‘, sondern Petrus, Batholomäus, Judas.
Nicht ‚irgendetwas‘ sondern ein klarer Auftrag.
Und so sind wir bis heute als Individuen in der Taufe beim Namen genannt und konkret aufgefordert, unseren Teil dazu beizutragen, die frohe Botschaft zu verkünden und zu helfen, wo wir können.
Es ist keine Aufgabe von ‚den Katholik*innen, ‚den Priestern‘ oder ‚den Theolog*innen‘, sondern deine und meine und die von Sara, von Robin und die von Alex und Sabine …
Es ist wie damals, am Esstisch meiner Kindheit:
Wenn klar gesagt war, wessen Aufgabe es ist, den Tisch zu decken, dann wurde er auch gedeckt.
Und so wünsche ich uns allen den Mut, klar auszudrücken, was wir von unseren Mitmenschen erwarten. Und den Mut, von unserem Glauben zu erzählen und mit anzupacken, wenn es nötig ist.
Denn durch die Taufe wurde das zu unsere Aufgabe. Und das nicht erst dann, wenn wir darum gebeten werden, denn Jesus hat uns längst damit beauftragt.
Sophie Kölsch