Auf den Kopf gestellt – Impuls zum 32. Sonntag im Jahreskreis

Jesus stellt alles auf den Kopf. In diesem Sonntagsevangelium lesen wir „mal wieder“ genau das.

Die Witwe, die zwei kleine Münzen abgibt, gibt mehr als jene, die große Summen gespendet haben. Denn im Verhältnis ist es mehr, wenn jemand, der kaum besitzt, sozusagen alles spendet, als wenn jemand einen Teil vom Vermögen abgibt, was ja demjenigen im Grunde nicht wehtut. Ich lese den Text und denke „typisch Jesus“.

Witwen standen am Rande der Gesellschaft – heute ist das zum Glück anders. Aber die Erfahrung, dass Menschen weniger beachtet werden, als andere, kennen wir sicherlich auch heute. So lenkt Jesus den Blick auf die Witwe, die vorher vermutlich nicht mal jemandem aufgefallen war. Und er sagt, sie habe mehr gegeben, als alle anderen.

Zwei Münzen sind bei einem knappen Budget nämlich eine ganze Menge.

Mir gefällt der Text, weil Jesus uns gedanklich damit doch mal wieder durchrüttelt. Nach solch einem Evangelium geht’s mir, wie nach einer Karussellfahrt. Kategorien waren gestern. Die Witwe ist eine Frau, die bereit ist, alles zu geben. Jesus möchte das: Entschlossenheit, statt halbgarer Nachfolge. Raus aus der Komfortzone. Im Krankenhaus begegne ich vielen Menschen, die genau das plötzlich waren: herauskatapultiert aus dem Alltag, aus dem „früher“ hinein in die Versehrtheit in das „Angeschlagen-sein“, raus aus der Komfortzone hinein in die Verletzlichkeit. Und da kann ich gar nicht anders, als auch in dieser Zeit an den hl. Martin zu denken. Er hat jesuanisch gelebt, und kann uns auch heute Vorbild sein. Als Soldat verschenkte er Staatseigentum, weil es notwendig war – die tatsächliche Not zu wenden(!) war das höhere Gebot. Intuitiv und aus dem Bauch heraus wissen wir das alle und handeln zum Glück auch oft danach. Auf dem Kopf ist die Perspektive direkt ganz anders.

Steigen wir alle mal öfters aufs Jesuskarussell – lassen uns durchwirbeln von seiner Botschaft und den auf-den-Kopf-gestellten-Kategorien, um dann aus dem Bauch heraus das Richtige und Gute zu tun!

….aus dem Augusta-Klinikum grüßt Sie, Sophie Bunse, Krankenhausseelsorgerin

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