Gedanken zum 19. Sonntag im Jahreskreis
erscheinen die beiden Gottesbegegnungen des Tages.
Gleich zweimal ist da Gott.
Nicht im mächtigen Wort, nicht im beeindruckenden Feuerschein, nicht in einer Person gegenwärtig.
Gleich zweimal liegt Gott in der Luft.
Es scheint, als wären die Erzählungen aus dem Buch der Könige und dem Matthäusevangelium Garanten für das alte Bild, mit dem bis heute Menschen versuchen zu erahnen, was Trinität, Dreifaltigkeit, bedeutet:
Gott liegt in der Luft. Schon im Anfang schwebt Gottes Atem, die ruah, über der Urflut. Seitdem es Menschen gibt, atmen wir diesen Gottesatmen, den Geist mit jedem Atemzug. So auch Jesus, der mit uns Menschen die selbe Luft atmet. Jesus ist der, der am Kreuz sterbend ein letztes Mal ausatmet und seinen Geist freigibt. Und dass der Geist die Welt und die Köpfe der Menschen so richtig durchpusten kann, ist spätestens seit dem Pfingstereignis klar.
Wörtlich übersetzt bezeichnet die ruah, der Gottesatme, ‚bewegte Luft‘.
Nicht Sturm, nicht Wind, aber eben doch, bewegte Luft.
Macht Gott sich vielleicht darin bemerkbar?
Elija macht diese Erfahrung: Zwischen all dem Getöse, dem Lärm und den Naturgewalten steckt Gott im leisen, zarten Säuseln des Windes. Und auch Petrus findet sich in dem Moment in Sicherheit, in dem der Sturm abflaut und eine zarte, zerbrechliche, flüsternde Stille entsteht.
Doch hätten die beiden wohl genau hingehört, wären sie nicht in einen der verunsichernden Stürme des Lebens geraten?
Wir atmen Gott mit jedem Atemzug, wir können Gott in allen Stürmen des Lebens begegnen. Und wir können bei Gott zur Ruhe kommen, bei Gott können sich die Stürme, die Unsicherheiten und Ängste zum kleinen, leisen, uns liebevoll umwehenden Säuseln wandeln, zum leichten Windhauch.
Es liegt Gott in der Luft.
Tag für Tag.
Atemzug für Atemzug.
Das wünsche ich euch und Ihnen heute mitten in diesem Sommer, der vielleicht hin und wieder die Sehnsucht nach Hochsommersonne und dem Gefühl des kühlen Windhauchs weckte.
Das wir nicht nur von Stürmen umgeben sich, sondern Gott finden können im Alltag, dass wir Gott in der Luft, die wie atmen, in der bewegten Luft, die uns umgibt, spüren können.
Sophie Kölsch