Gedanken zum 16. Sonntag im Jahreskreis
seufzen [ ˈ z ɔ ɪ ̯ f t s n ̩ ] , schwaches Verb;
Bedeutung: als Ausdruck von Kummer, Sehnsucht, Resignation, Erleichterung o. Ä., hörbar tief schwer ein- und [mit klagendem Ton] ausatmen, oft ohne sich dessen bewusst zu sein.
(www.duden.de)
Seufzer sind tiefe Atemzüge, die ein Gefühl ausdrücken. Da fallen keine Worte, Seufzer sind unaussprechlich. Das was der Duden hier definiert wusste der Apostel Paulus auch schon. Er schrieb der Gemeinde in Rom, dass der Geist [Gottes] mit unaussprechlichen Seufzern für sie eintritt, wenn sie nicht weiß, auf welche Weise sie beten soll. (Vgl. V. 26)
Die heutige Lesung aus dem Römerbrief steht im Kontext eines längeren Abschnitts, der das Leiden der Menschen in den Fokus nimmt. Paulus nimmt wahr, dass die ganze Schöpfung leidet. Die Welt wird hier als etwas dargestellt, das durchlitten werden muss, das aber verwandelt werden wird. Er schreibt einige Verse vorher: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“ (V. 18) Paulus rät, auf das zu warten, was noch nicht sichtbar ist, die Erlösung der Kinder Gottes.
Ich frage mich, ob das auch meine Analyse der Welt ist. Fühle ich die Leiden der Welt – ich muss sie hier nicht aufzählen – so intensiv, dass ich mich nach Erlösung sehne?
Was Paulus über das Beten schreibt ist mir näher. Ich kenne das Gefühl, selbst schwach zu sein. Und ich weiß seit längerem, wie es ist, nicht recht beten zu können. Manchmal fehlt mir der Antrieb, mal bin ich mit der Form nicht zufrieden. Hier hat Paulus eine gute Nachricht für mich parat. In mir atmet, ja seufzt der Heilige Geist. Gott+ ist also längst aktiv, weil er:sie sich nach mir sehnt.
Und ich erinnere mich an Erfahrungen mit Formen der christlichen Meditation, die ich in Klöstern machen durfte.
Da ging es darum, sich in die Stille zurückzuziehen und alle Sorgen und Gedanken loszulassen. Indem ich alles abgebe öffne ich mich für den Atem Gottes in mir. Das kann sehr anstrengend sein und nicht immer gelingt es. Doch wenn es gelingt, können wir zu einer gottgegebenen Ruhe finden. Das durfte ich schon erfahren.
Vielleicht haben Sie auch schon mal so eine Erfahrung gemacht und möchten daran anknüpfen? Oder sie möchten es ausprobieren?
Eigentlich ist es ganz simpel. Einen passenden Ort suchen, still werden und atmen. Dann loslassen und Gott+ selbst in sich seufzen lassen.
Einen gesegneten Sonntag wünscht
Florian Bundesmann
Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir: florian.bundesmann@bistum-essen.de