Gedanken zum 22. Sonntag im Jahreskreis
Liebe Brüder und Schwestern,
„Das darf nicht wahr sein!“ Eine solche Reaktion ist uns allen nicht fremd. Sie folgt auf Situationen und Ereignisse, die uns überfordern, die wir nicht wahrhaben wollen, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen und uns die eigene Machtlosigkeit bewusst werden lassen. Das heutige Evangelium, in welchem Jesus seinen Jüngern erklärt, er werde nach Jerusalem gehen, vieles erleiden, getötet werden und am dritten Tag auferstehen, ruft eine solche Reaktion bei Petrus hervor: „Das soll Gott verhüten, Herr, das darf nicht geschehen!“
Das Evangelium des 22. Sonntags nimmt uns hier in die menschliche Erfahrung derer mit hinein, die ganz nah bei Jesus sind, ihm nachfolgen und für ihn nur das Beste wollen. Sie, die Jünger, und Petrus an dieser Stelle, werden immer wieder mit Situationen konfrontiert, die sie überfordern, von denen sie hin- und hergerissen sind, an denen sie aber letztlich lernen und wachsen. Jesus redet mit Petrus Klartext und weist ihn zurecht: „Tritt hinter mich, du Satan. Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“
Jesus weist Petrus, der immer ganz vorne ist, den Platz hinter sich zu. Er korrigiert, was bei Petrus aus dem Lot zu geraten droht, nämlich, dass er (Petrus) weiß, wer Jesus ist und was dieser tun muss. Jesus rückt das Welt- und Messiasbild des Petrus zurecht, denn sein Weg verläuft anders. Und Petrus ist herausgefordert, zu lernen und zu wachsen. Jesus zeigt Geduld mit ihm und sieht die guten Absichten.
Wir beten im Vater Unser „Dein Wille geschehe“. Können wir das immer so annehmen? Vielleicht denken wir auch oft genug wie Petrus: „Das soll Gott verhüten, das darf nicht sein!“
Von Petrus können wir lernen, dass Christsein zu allen Zeiten eine Herausforderung und manchmal eine Zumutung sein kann. Es ist ein Weg, der auch das Leiden nicht ausschließt. Entscheidend ist die Bereitschaft, sich auf das Wagnis einzulassen, mit Jesus auf dem Weg zu sein. Es ist immer ein Weg des Lernens, und Jesus hat Geduld mit uns. Er gibt uns immer wieder die Gelegenheit, uns neu zu orientieren. Er begleitet uns.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen eine gesegnete neue Woche.
Barbara Steeger