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Gedanken zum Palmsonntag

Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.
Können Steine schreien?

Zurzeit sehen wir sie überall – im Fernsehen, in den Zeitungen, im Internet – die Bilder mit den Steinen zerstörter Häuser, gesprengter Brücken, zerbombter Plat tenbauten, Bilder von Straßen, die übersät sind von Steinen nach verheerenden kriegerischen Auseinandersetzungen.
Diese Bilder berichten lautstark von brutaler und willkürlicher Gewalt, von sinnloser und blind wütender Zerstörung, von Vertreibung, Folter und Tod.
Wir können diesen Bildern nicht entkommen.
Zwar gab es in den letzten Jahrzehnten immer solche Kriege, solche Gewalt und Zerstörung, aber schon lange waren sie nicht mehr so nah und wurde nicht so ununterbrochen berichtet. Diese Nachrichten, diese Bilder, diese Steine schreien uns an.
Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.

Am heutigen Palmsonntag hören wir, wie Jesus in Jerusalem einzieht.
Er weiß schon, was kommen wird, er kann seinen Kreuzweg schon sehen. Er zieht in Jerusalem ein wie ein König. Er reitet auf einem Esel, nicht auf einem Pferd wie die damaligen Kriegsfürsten.
Die Jünger breiten Kleider auf der Straße aus und die Menschen jubeln ihm zu: „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe.“ Jesus ist der neue König, der uns zeigt, dass Gott ein liebender Vater ist. Er ist der neue König, der Barmherzigkeit predigt und Nächstenliebe.
Er ist der Friedensfürst, der „Gott mit uns“.
Aber die Pharisäer wollen ihn nicht und fordern ihn auf, die Menge zum Schweigen zu bringen.
Da antwortet er ihnen: „Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.“
Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.
Schreien die Steine, weil wir geschwiegen haben?
Diese Umkehrung lässt sich aus dem Bibeltext sicherlich nicht herauslesen. Aber sie drängt sich uns auf.
Die ersten Schuldzuweisungen breiten sich aus: Wer hat dazu beigetragen, dass die falschen Könige so groß und stark werden konnten?
Wer hat mit den falschen Machthabern paktiert?
Wer bewegt sich zu nah bei den Kriegsfürsten?
Haben wir dazu beigetragen, dass die falschen Könige so mächtig geworden sind?
Tragen wir Mitschuld am Krieg?
Es ist wichtig, diese Fragen zu stellen, wir müssen die Geschichte aufarbeiten. Sind die falschen Könige so mächtig geworden, weil wir geschwiegen haben?
Werden auch bei uns die falschen Könige immer mächtiger, weil wir schweigen?
Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.
Wenn wir heute die Geschichte von Jesu Einzug in Jerusalem hören, dürfen wir uns an die Seite derer stellen, die sich zu Jesus, dem Friedensfürsten, bekennen. Wir sind aufgefordert, in unserem Wirkungskreis unseren Beitrag zu einer friedlicheren Welt zu leisten. Wir können uns zu Jesus bekennen, der uns erzählt, dass Gott ein liebender Vater ist, der von Barmherzigkeit und Nächstenliebe predigt, der uns Menschen heilt und rettet.
Wie die Menschen in Jerusalem nicht schweigen, dürfen auch wir uns zu Jesus, dem Friedensfürsten, stellen und ihm den Weg bereiten. In den vielen Kleinigkeiten unseres Alltags macht es einen großen Unterschied, wenn wir auf der Seite Christi sind und seine Botschaft in die Tat umsetzen. Wir dürfen nicht schweigen, damit nicht die Steine schreien müssen.


Eine gesegnete Karwoche wünscht Ihnen und Ihren Lieben

Diakon Winfried Rottenecker

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