Gedanken zu Allerheiligen
Der Tag, den evangelische Christ:innen als Reformationstag feiern, ist bei uns seit vielen Jahren eher ein Tag zum Gruseln und zum Feiern. Kürbisse, Kostüme und Partys sind nicht mehr wegzudenken vom 31. Oktober. Was manche als blöde, amerikanische Pseudotradition abtun möchten, hat einen ziemlich christlichen Kern. Schon im katholischen Irland feierte man am Halloweenabend „All Hallows Eve“, also den Vorabend von Allerheiligen. Das ist das Hochfest, das die Kirche seit Jahrhunderten feiert.
Allerheiligen hat streng liturgisch gesehen den klaren Fokus auf alle Heiligen. Es geht also um die Verstorbenen, die ein besonders heiligmäßiges Leben geführt haben. Heilige prägten lange Zeit den kirchlichen Kalender und den Volksglauben. Auch heute ist das teilweise noch so. Patronatsfeste werden gefeiert und für so manche:n Christ:in ist der:die Namenspatron:in sehr wichtig.
Ich persönlich kann eigentlich nicht sehr viel mit den Heiligen anfangen. Es ist sehr selten, dass ich eine Bitte an sie richte. Habe ich durch das Gebet nicht einen direkten Draht zu Gott?
So manche Heiligengestalt dient mir doch als gutes Vorbild. Mir imponiert die radikale Hinwendung zu den Armen eines Franz von Assisi. Ich mag die Entschiedenheit zu einem einfachen Leben eines Charles de Foucauld. Großartige Menschen, die zum Teil Unglaubliches geleistet oder Unvorstellbares ertragen haben.
Sind das nicht Vorbilder, die den Anspruch an mein eigenes Leben viel zu hoch werden lassen? Bruder Andreas Knapp hält mit einem Gedicht dagegen.
die Heiligen
die von Liebe erfüllt wurden
fließen ihrer über
und versiegen nie
die dem Licht begegnet sind
das Leuchten bleibt
in ihren Augen
die Feuer gefangen haben
stecken auch noch andere
in Brand
die von innen durchglüht sind
sie strahlen die Wärme
auf alle aus
die aber ihren Leuchtspuren folgen
holen sie nicht ein
und gehen doch ins Licht
Andreas Knapp (Brennender als Feuer. Geistliche Gedichte)
Einen gesegneten Feiertag wünscht
Florian Bundesmann