Gedanken zum 32. Sonntag im Jahreskreis
Immer und überall 100 % oder besser noch 120 % geben – das ist ein Ziel, das man haben kann. Doch auf Dauer wird es immer schwieriger, in allen Bereichen alles zu geben. Als Christinnen und Christen leben wir in der Gewissheit und Hoffnung, dass der Herr kommen wird. Bis es jedoch soweit ist, verweilen wir hier auf der Erde. Wir gehen zur Schule und zur Arbeit, ziehen unsere Kinder groß, treiben im besten Fall noch Sport, pflegen freundschaftliche Beziehungen, denken darüber nach, uns einen Thermomix zu kaufen, und legen uns vielleicht sogar ein Haustier zu.
In allem 120 % geben!! Ach ja, und dann noch eine gute Beziehung zu Gott haben. Am besten jeden Sonntag in die Kirche gehen, am besten immer auf dem gleichen Platz sitzen, damit jeder weiß, dass du da bist und natürlich musst du am lautesten mitsingen.
Liebe Leserinnen, lieber Leser,
ein Mensch, der versucht, es jedem recht zu machen, wird die Erfahrung gemacht haben, dass es trotz großen Bemühens immer jemanden gibt, der noch etwas auszusetzen hat. Es kommt jemanden, für den das alles immer noch nicht genug ist, oder jemanden, der sich trotzdem benachteiligt fühlt. Die Zeit fliegt, das tut sie manchmal wirklich. Das Tempo, das bereits junge Menschen an den Tag legen müssen, um sich im Beruf durchzusetzen, ist beängstigend. Immer häufiger treten Fälle des Erschöpfungssyndroms »Burn-out« auf. Der Grund dafür ist, dass wir immer und überall alles geben wollen.
Jesus kommt zurück – bist du bereit? Aber was ist, wenn du gerade dann, wenn es drauf ankommt, nicht genug vorbereitet bist? Was ist, wenn alles, wofür du 120 % gegeben hast, am Ende nichts wert ist? Was ist, wenn du falsche Ansätze verfolgt hast, zu viel Kraft in das Falsche investiert und zu wenig in das Richtige? Wird es wirklich einmal so sein, dass du vor einer verschlossenen Tür stehen könntest, weil du den Sonntagsgottesdienst verpasst hast, um auszuschlafen? Vielleicht ist dieses verwirrende Gleichnis von den Jungfrauen, die auf den Bräutigam warten, nur eine sehr weit hergeholte Metapher dafür, dass Gott dir etwas ganz Bestimmtes sagen will:
„Hallo du, ich weiß, du hast wenig Zeit, ich weiß, du versuchst dein Bestes zu geben, und das sehe ich. Ich weiß, dass du mich manchmal übersiehst, aber du meinst es nicht so. Ich weiß auch, dass das Leben nicht immer fair zu dir ist und du dir deswegen auch mal etwas gönnst. Du darfst das, denn in allem, was du tust, musst du nur genau hinschauen, da bin ich. In jedem Menschen, der dir begegnet, in allen guten und schlechten Tagen. Ich hoffe, du glaubst an mich, ich hoffe, du liebst mich, wie ich dich liebe. Wenn du mal 100 % für mich hast, würde ich mich sehr freuen. Wenn du mal nur 10 % hast, dann gebe ich dir die restlichen 90 %. Und wenn du das Gefühl hast, ich gebe dir nur 10 %, dann sei bitte geduldig und suche mich. Andere sehen vielleicht nicht, wie viel du wert bist und wie viel du tust, aber ich sehe es. Du willst dich beweisen, um die Vorstellungen der anderen zu erfüllen, aber nur wenige kennen dein wahres Ich. Und wenn dir mal alles zu viel wird, dann gib mir doch alles: deine Ängste, deine Fehler, deinen Charme, deinen Hass. Gib mir alles, vergiss mich nicht und ich werde es für dich tragen. Ich möchte sehen, dass du glücklich bist.“
In diesem Sinne wünsche ich allen die das lesen ganz viel Kraft für alles. Vergiss in all dem Trubel nicht, dass die Liebe Gottes dich über Wasser halten wird.
Marina Danial, Gemeindeassistentin