Gedanken zum Christkönigssonntag
In der Spiritualität des Christentums entwickelt sich das Vokabular in einem Glaubensprozess aus Altbekanntem und neuen Bedeutungen und veränderten Inhalten. Auf die Frage nach seinem Königtum antwortet Jesus mit dem Hinweis auf eine andere Welt. Gekrönte Häupter auf Thronen und in den Palästen haben vor Christus und nach ihm durch die Geschichte Spuren gelegt. Die Königshöfe sind seit jeher bestimmt von Kultur und Pracht und Bildung und Stärke. Die Maxime war und ist durchgehend die nachhaltige Sicherung des eigenen Status. Dieses Königtum beschreibt und formuliert Jesus neu. Er benutzt einen alten Fachbegriff mit göttlichem Licht und göttlicher Wahrheit. Er verzichtet auf den Einsatz ganzer Armeen zum Schutz seines Vorteils. In seiner Allmacht und Unantastbarkeit stellt er sich mit ungeteilter Gott-Energie in den Dienst aller Menschen und wird ihnen zum zuverlässigen Bruder und Weggefährten. Diesen Menschen bleibt es anvertraut, die alte Vokabel neu zu denken und zu leben.
Diese Veränderung berührt in gleicher Weise das Wort von der Macht. Der Allmächtige spricht das allgemein gültige Gebot der Liebe aus und korrigiert damit die Mächtigen aller Zeiten. Mächtige Menschen im engprivaten und weitglobalen Bereich wird die Kunst des Dienens vor Augen geführt. Machmissbrauch in allen Lebensdimensionen ist ein tragischer Anachronismus und bedarf der heilenden Therapie. Die Wirklichkeit der Welt ruft alle Machtmenschen flehentlich zum Umdenken auf. Die Zeit ist Reif für die Wahrheit und die Menschenwürde aller. Die Gegenwart fordert jede Macht zu einer Reifeprüfung auf. Macht will und muss neu verstanden und verwendet werden. Die moderne Sprache Jesu verbannt die alten Selbstverständlichkeit und bringt ins Denken, ins Staunen und ins Verändern. Jede Macht und jeder Besitz in geistiger und materieller Form sind jeweils anvertraut und zum Dienst der Nächstenliebe zur freien Verfügung gestellt. Fehldeutungen führen zu Missbrauch und in die Katastrophe.
So können die Menschen Aufnahme finden in die Sprachschule Jesu. Vor ihnen liegt ein langes lernen mit Geist und Körper. Der Mensch ist als erlöstes Geistwesen in der Lage, das Wunder der Erneuerung zu leisten und die Last jeder Menschenverachtung gegen das Strahlen der Menschenfreundlichkeit in Sprache und Alltag auszutauschen.
Jürgen Kuhn