Gedanken zum 17. Sonntag im Jahreskreis
Kennen Sie das auch, dass Sie so voller Vorfreude auf etwas sind, auf das Sie hinfiebern? Ich denke da an einen Urlaub, der mich an einen Ort führt, nach dem ich mich sehne. Ich kann es kaum erwarten, dort zu sein. Ich tue alles dafür, dass die Reise beginnen kann. Ich habe Geld gespart und dafür gesorgt, dass sich jemand um die Blumen und die Katze zuhause kümmert. Ich habe Kleidung extra für den Urlaub gekauft, die schick, bequem oder funktional ist, und meinen Koffer herausgekramt. Wochen vorher stelle ich mir eine Packliste zusammen, mit allem, was ich mitnehmen möchte und auf keinen Fall vergessen will. Außerdem habe ich intensiv recherchiert, was ich dort erleben, besuchen oder essen kann. Kurz gesagt: Ich bin so voller Vorfreude, dass ich wochenlang auf den Urlaub hinfiebere und kaum erwarten kann, dass es losgeht. Sicher gibt es noch zahlreiche andere Dinge, auf die man sich freuen kann – sicher auch wesentlich bedeutsamere Dinge als einen Urlaub. Und Sie haben sicherlich auch Ihre eigenen Ereignisse, Erlebnisse oder Dinge vor Augen. Kennen Sie das auch – diese unbändige Vorfreude? Dann können Sie vielleicht auch nachvollziehen, wie es dem Menschen geht, der in unserem Evangelium den Schatz im Acker findet oder wie dem Kaufmann, der die Perle findet. Sie freuen sich so sehr auf den Schatz und die Perle, dass sie in ihrer Vorfreude alles verkaufen, was sie besitzen (so steht es in Vers 44), um den Acker samt Schatz oder um die kostbare Perle zu erwerben. Beides steht im Gleichnis für das Himmelreich. Es spielt in Matthäus-Evangelium eine besondere Rolle. Es liegt nicht – wie der Name erwarten lässt – im Himmel, sondern gerade in unserer Welt und in unserem Leben. Das Anbrechen der Herrschaft Gottes ist das zentrale Anliegen, um das es Jesus in seinem ganzen Wirken geht. Damit war gerade zur Zeit der Entstehung des Evangeliums die Hoffnung auf die Befreiung von Unrecht, Leid und Tod verbunden. Manche dachten dabei vielleicht auch an die Befreiung von der Fremdherrschaft durch die Römer. Es ist also wenig verwunderlich, dass das Hereinbrechen des Himmelreichs in der Welt eine Hoffnung war, auf die die Menschen hingefiebert und sich mit Leib und Seele dafür eingesetzt haben. Jesus und die mit ihm umherwandernden Apostel sind dafür das beste und offenkundigste Beispiel. Was bedeutet das für Sie und mich heute? Wie kann das Himmelreich heute aussehen und wie unsere Hingabe dafür? Natürlich erwartet niemand von Ihnen, dass Sie all Ihren Besitz veräußern. Wenn das Himmelreich Gerechtigkeit, Freude, Liebe, Mitgefühl oder Barmherzigkeit bedeutet, dann lässt sich das auch im Hier und Jetzt ganz konkret verwirklichen. Das kann bedeuten, Zeit zu spenden, um sich gegenseitig zuzuhören. Das kann bedeuten, sich für die Menschen einzusetzen, die am Rand stehen. Das können obdachlose, geflüchtete, einsame oder verängstigte Menschen sein. Es kann aber auch einfach der Nachbar, die Kollegin oder ein Familienmitglied sein, dem wir eine Freude bereiten können. Wie auch immer der Einsatz für das Himmelreich aussehen kann: Wenn es sich schon hier auf der Erde, hier in Bochum verwirklichen lässt, ist das ein Grund zur Freude und eine Motivation sich dafür einzusetzen. |
Johannes Geis Pastoralreferent in Liebfrauen Bochum |