Eine Begegnung vor ein paar Tagen:
„Frohe Ostern wünsche ich dir!“ – „Ja, danke gleichfalls. Gehabt zu haben, ne!“
Um es direkt vorwegzunehmen: es war ein freundliches Gespräch und wir haben einander von Herzen schöne Ostern gewünscht. Und trotzdem, ein bisschen stört mich diese Entgegnung „gehabt zu haben“. Klar, die Osterfeiertage lagen schon hinter uns und irgendwann kann man die vielen bunten Eier auch echt nicht mehr sehen. Ich finde aber, dass sich das ganze Fasten und aufs Hallelujah-Verzichten, nicht lohnen würde, wenn Ostern nach drei Tagen wieder vorbei wäre.
Die Tradition der Kirche sieht das zum Glück auch so und feiert Ostern bis zum nächsten Highlight: Pfingsten. So hören wir in den Kirchen an diesem Sonntag passenderweise auch den Bericht von gleich zwei Erscheinungen des Auferstandenen vor seinen Jünger:innen.
Schlagen Sie gerne nach und lesen Sie: Johannes 20, 19-31
Der Evangelist Johannes berichtet von den Jünger:innen, die sich eingeschlossen hatten, weil die Angst vor den Juden so groß war. Eine seltsame Stimmung muss das gewesen sein. Aus der Traum vom Retter Jesus, dem sie so begeistert gefolgt waren. Und jetzt sitzen sie im religiösen Zentrum Palästinas und müssen fürchten, mit dem Gekreuzigten in Verbindung gebracht zu werden. Interessant, dass sie nach Jesu Tod am Kreuz nicht in alle Richtungen verteilt wurden, sondern an einem Ort beisammen waren. Ein Glück, in so einer Situation mit anderen zusammen sein zu können. Dennoch stelle ich mir vor, dass die Jünger:innen innerlich zutiefst verunsichert waren. Trauer und Schmerz, sowie die bange Zukunftsfrage „Was wollen wir jetzt tun?“. Ihre erste Antwort ist Passivität. Sie sitzen nur eingeschüchtert in ihrem Versteck.
Plötzlich – es kann wohl niemand damit gerechnet haben – tritt Jesus in ihre Mitte. Er guckt nicht einfach nur durchs Fenster, er steht leibhaftig im Raum. Kein Zweifel, dass es Jesus ist. Sie erkennen ihn an seinen Wundmalen und an dem bekannten Gruß „Friede sei mit euch!“.
Dieser Friede geht mittenrein. Mittenrein in die Angst vor dem Mob, der die Unterstützer:innen Jesu ausfindig machen will. Mittenrein in die Fragen nach der Zukunft.
Der Text berichtet nicht über die Reaktionen der Jünger:innen, doch ich stelle mir vor, dass sie diesen Frieden leibhaftig spüren. Kennen Sie nicht auch das Gefühl, wenn Sie innerlich beben und es jemand schafft, Sie mit ein paar guten Worten zu beruhigen? Manchmal reicht gar die reine Anwesenheit eines lieben Menschen, dem inneren Grübel-Chaos Einhalt zu gebieten.
Frieden in der eigenen Mitte
Für Jesus wäre das allein schon wieder zu einfach. Er geht noch einen Schritt weiter und sagt: „so sende ich euch“ (V. 21). Jesus holt die Jünger:innen aus ihrer Passivität, er schüttelt sie regelrecht und appelliert daran, die Botschaft weiterzuerzählen. Dazu verspricht er seinen Geist. Niemand ist in Christi Auftrag allein unterwegs.
Thomas war leider nicht da. Zufallspech. Wie frustriert mag er gewesen sein? Jetzt war ich mal einmal kurz draußen und schon kommt Jesus. Vielleicht rührt Thomas` Zweifel am Bericht seiner Freund:innen auch daher. Ich bin sauer, dass ich anscheinend etwas verpasst habe und werde schnippisch.
Thomas braucht den leibhaftigen Beweis und er bekommt ihn auch. Acht Tage später, als Jesus noch einmal den Jünger:innen erscheint, ist er dabei. Thomas will halt seinen Finger in die Wunde legen. Es körperlich spüren und damit jeden Zweifel ausräumen. Caravaggio hat das in seinem berühmten Werk sehr eindrücklich dargestellt.
Ob Thomas wirklich seine Finger in die Wunden legt, lässt das Evangelium offen. Doch die frohe Botschaft aus diesem Text ist deutlich:
Jesus ist von den Toten auferstanden. Er begegnet uns Menschen mit seinem Frieden und schenkt uns seine Geistkraft, die uns aus unserer Angst und Passivität befreit, damit wir von dieser Hoffnung erzählen.
In diesem Sinne: Fröhliche Ostern!
Ihr Florian Hölscher, Pastoralassistent