Gedanken zum 28. Sonntag im Jahreskreis
Kennen sie folgende Situation? Wir werden per Post oder E-Mail zu einer Feier eingeladen. Wir schauen uns gegenseitig an und schon stellt sich die Frage: Sollen wir da wirklich hingehen? So ganz einfach ignorieren können wir die Einladung leider nicht. Der Gastgeber hat auf der Einladung „u.A.w.g.“ vermerkt – um Antwort wird gebeten. Nun beginnt für uns die mühsame Suche nach passenden Ausreden, um die Einladung möglichst „geschmeidig“ beim Gastgeber ausschlagen zu können. Es entsteht für beide Parteien keine schöne Situation. Der Gastgeber ist später enttäuscht oder verärgert über unsere Absage und wir haben kein gutes Gefühl, vielleicht ein schlechtes Gewissen, weil wir an der Feier nicht teilnehmen können oder wollen.
Aber mal angenommen, wir erhalten morgen eine persönliche Einladung vom Bundespräsidenten aus Berlin. Wäre uns das nicht eine Freude und Ehre? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diese Einladung in den Papierkorb wirft oder dem Überbringer der Nachricht Gewalt antun würde. Selbstverständlich ziehen wir zu dieser Feier festliche Kleidung an und erscheinen nicht in gemütlicher Sportkleidung. Das u.A.w.g. – um Antwort wird gebeten – ist uns in diesem Fall eine Freude und Pflicht, eine Absage zu solch einer Feierstunde – für die meisten Menschen undenkbar.
Im Gleichnis des Sonntagsevangeliums, das der Evangelist Matthäus aufgeschrieben hat, geht es um eine ganz besondere Einladung. Der König lädt zu einer Hochzeitfeier und es ist nicht irgendein weltlicher König. Der König ist Gott und der Bräutigam ist Jesus Christus. Die Boten sind die Apostel und ihre zahlreichen Nachfolger bis auf den heutigen Tag. Die Gäste sind das Volk Israel und später die Menschen in aller Welt. Es geht um Gott und seine Einladung an uns, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Gott höchstpersönlich hat uns einen Platz in seinem Himmelreich reserviert.
Bis auf den heutigen Tag lehnen Menschen diese Einladung ab. Entweder bewusst, unwissend oder es kümmert sie nicht. Bis auf den heutigen Tag bleibt dieser Textabschnitt daher brandaktuell.
Gott spricht bei seiner Einladung ein u.A.w.g. aus. Wir müssen uns entscheiden, ob wir mit Gott und dem Jesus Christus Gemeinschaft haben möchten. Wir haben den freien Willen, Gott eine Absage zu erteilen oder die Einladung einfach zu ignorieren oder eben anzunehmen und uns auf das Wagnis, auf das Fest, einzulassen. Es bedarf auch einer gewissen Vorbereitung auf dieses himmlische Fest, eben mal so – auf gutes Glück vorbeischauen – funktioniert bei dieser besonderen Einladung nicht. Zur Zeit des Evangelisten Matthäus war es Brauch, dass der Gastgeber seinem Gast ein festliches Gewand zur Hochzeitfeier zur Verfügung stellte. Wer diesen festlichen Umhang nicht tragen konnte oder wollte, wurde zur Feier nicht zugelassen. Auch das ist bildlich gesehen. Die Kleidung steht für einen festen Glauben an ein Leben mit und durch Jesus Christus. Ich streife mein altes Ego ab und bekenne zu Jesus Christus, bitte Ihn um die Gnade der Vergebung und darf mit Seiner Hilfe den neuen Mantel aus Glauben, Hoffnung und Liebe annehmen.
Dieses Fest des neuen Lebens wird deshalb nicht im stillen Kämmerlein verborgen stattfinden, sondern als weit sichtbares, großes und öffentliches Festmahl gefeiert.
Wir sind zum großen Hochzeitsmahl durch Jesus Christus persönlich eingeladen. Was hindert uns daran, seiner Einladung zu folgen? Unsere Antwort kann nur Ja oder Nein lauten. Ein dazwischen oder vielleicht, gibt es nicht.
Nein: Ich lehne Gott und seinen Sohn ab – ich ignoriere Ihn, ich brauche Ihn nicht. Ich habe keine Zeit für Gott – ich konzentriere mich auf Beruf, Familie und Freizeit. Ich interessiere mich mehr für andere Götter, zeitgerechten Mainstream und Ersatzreligionen.
Ja: Ich nehme die Einladung Gottes gerne an, bereite mich voller Freude auf das große Fest vor.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die kommende Woche.
Fabian Lammers, Kaplan