Gedanken zum Fest der Verklärung des Herrn
Die außergewöhnlichen Berichte der Bibel über Erscheinungen und Wunder laden zum Weiterdenken ein. So erleben die anwesenden Apostel auf dem Berg die Verklärung Jesu und seine Unterredung mit Mose und Elija. Sie hören eine Stimme aus der Wolke, die Jesus als den Sohn Gottes bestätigt. Petrus wäre gerne dort in diesem Zustand geblieben und hätte sogar Hütten gebaut für einen dauernden Aufenthalt. Doch die Gedanken müssen aufbrechen und weitergehen. Mose steht für das Zeichen des Aufbruchs. Gegen alle Bedenken erteilt Gott ihm den Auftrag, das Volk Israel in die Freiheit zu führen. (Exodus 3, 10) Elija steht für das Zeichen des Weitergehens, um vor der Welt die Wahrheit zu bezeugen und zu verkünden, obwohl er sich resignierend zum Schlaf in den Tod niedergelegt hatte. (1 Könige 19, 4) Dem Weiterdenken ist immer neu die Aufgabe gestellt, den Wesenskern der Botschaft zu ermitteln. Kriegerische Bilder des Alten Testamentes verblassen vor der Liebe und dem Frieden, den Jesus Christus, der ewige Sohn des ewigen Vaters zu den Menschen und in die ganze Schöpfung getragen hat. Darum bricht das Denken immer wieder auf und findet in Zeit und Raum noch keine bleibende Heimat. In das drohende und selbstsichere Gesicht des Krieges hinein blickt der Weltfriede, der allen Menschen möglich ist. Wie für Elija darf das Erleben jeglicher Übermacht nicht zum Aufgeben führen. Die Gedanken und die Worte müssen den Frieden kultivieren und nachdrücklich formulieren. Jesus sagt zu den Anwesenden: „Steht auf und fürchtet euch nicht.“ (Mt 17, 7) Mit Mose geschieht der Aufbruch in die Freiheit der Nächstenliebe. So darf die Kirche heute diese neue Erfahrung feiern. Dabei geht es nicht um die Vernichtungszeichen von Ägyptern, Israeliten und Baals- Propheten, sondern um die eigentliche Identität jedes Menschen in Liebe und Frieden.
Auf dem Berg strahlt Jesus wie die Sonne und verkörpert damit die unendliche Energie alles Guten.
Der Gedanke daran, dass Jesus in unserer Mitte lebt, und dass sein Geist uns den zuverlässigen Rat seiner Botschaft schenkt, ist ermutigend und Angst befreiend. Wir leben in der Wirklichkeit dieser Welt und sind frei für den Frieden und für die Weite göttlicher Liebe. Es ist ein sich entfaltender Lebensentwurf, sich in den Dienst dieser Wahrheit zu stellen. Jeder Mensch kann so unendlich viel Gutes wirken. Die Welt ist voller Wunder, und das Göttliche offenbart sich tagtäglich. Jesus lädt uns ein, angstfrei seinen Spuren und dem Rat seines Geistes zu folgen. An seiner Seite führt der Menschenweg in das Licht der Liebe und des Friedens.
Jürgen Kuhn