Gedanken zum 4. Sonntag der Osterzeit
Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“; heißt es im heutigen Evangelium.
Jesus wählt eine seltsame Selbstvorstellung. Zugleich ist sie ein ungemein einladendes Bild. Zur Zeit Jesu hatte jedes Dorf ein gemeinsames Grundstück, das durch eine Steinmauer oder eine Pflanzenhecke eingezäunt war. Wenn es Abend wurde, trieben alle Dorfbewohner ihre Schafe hinein, damit diese dort über Nacht vor wilden Tieren und Räubern sicher waren. Es gab nur einen schmalen Eingang. Dort saß über Nacht ein Wächter. Wenn er sich dorthin legte, war er selbst so etwas wie eine lebendige, menschliche Tür. Wenn dann am nächsten Morgen die Eigentümer kamen, riefen sie ihre Tiere heraus und führten sie alle auf die Weide.
Diese Alltagserfahrung seiner Zuhörer nimmt Jesus auf, wenn er im Evangelium von sich redet und sagt: Ich bin die Tür. Es ist ein schönes und tiefsinniges Bild, und es lohnt sich, ein wenig darüber nachzudenken. Die Tür begegnet uns Tag für Tag. Türen prägen unser Leben. Wir erfahren ständig und vielfältig, wie wohltuend sie sein kann, aber auch wie ärgerlich, störend und hemmend. Eine Tür kann Raum und Menschen voneinander trennen und verbinden. Sie kann schließen oder öffnen. Eine geschlossene Tür gewährt Schutz, ruhiges Arbeiten, Stille, Abgeschlossenheit.
Eine geschlossene Tür kann aber auch Abweisung signalisieren, ein klares, kaltes Nein ausdrücken. Eine geöffnete Tür lädt zum Eintreten ein, hat etwas Freundliches, Einladendes an sich, ist ein Zeichen für Offenheit – und Aufnahmebereitschaft, kann ein freundliches annehmendes Ja aussprechen – kann aber auch zum Sicherheitsrisiko werden. Du kannst dir nicht ein Leben lang die Türen alle offen halten, um keine Chance zu verpassen. Türen prägen unser Leben.
„Ich bin die Tür“, sagt Jesu. Ob wir uns das vorstellen können: Lebendige Türen zu sein. Menschen, die nicht zusperren, sondern öffnen. „Ich bin die Tür“, sagt Jesus: Und: „wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“.
Das heißt: Bei mir sollt ihr nicht vor verschlossenen Türen stehen, nicht draußen vor der Tür bleiben. Ich will nicht, dass einer ausgesperrt bleibt und ohne Liebe und Leben. Jesus ist für mich wie eine Tür. Wer durch mich hineingegangen ist, der ist angekommen, der kann aufatmen. In der Sprache der Bibel, bedeutet das: Der ist erlöst. Danke, Jesus, dass bei den vielen verschlossenen Türen, die ich vorfinde, du mir eine Tür offenhältst. Danke Jesus, dass du mir eine Tür offenhältst, die Tür zum wahren Leben. Und lass mich diese Tür suchen, und wenn ich sie gefunden habe, den Fuß der Hoffnung fest dazwischen stellen, damit sie offen bleibt und weder Angst und Zweifel sie mir wieder schließt.
Einen frohen und gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und Ihren Familien Ihr Fabian Lammers, Kaplan