Impuls zum ersten Fastensonntag
Die „Fastenzeit“ oder „Österliche Bußzeit“ sind die vierzig Tage der Vorbereitung auf das Fest aller Feste, auf das Osterfest. Was heißt das für uns Menschen, für uns Christinnen und Christen? Wie können wir diese Zeit der Umkehr, der Besinnung gut nützen?
Am Beginn dieser Fastenzeit fragen wir uns vielleicht: Haben wir in der vergangenen Zeit nicht schon genug verzichtet? Wozu noch zusätzlich Verzicht üben? Fastenzeit heißt nicht einfach auf irgendetwas Liebgewonnenes verzichten, diese Zeit lädt uns ein, unsere Gedanken anzuschauen. Wir werden überhäuft mit negativen Meldungen aus aller Welt. Es gibt auch sehr viel Negatives zu berichten, aber ist alles auf dieser Welt, in unserer Umgebung wirklich nur schlecht? Wir erleben hin und wieder eine Wüsten- Zeit: eine Zeit, in der die Hoffnung, das Grün nicht sichtbar ist, wo in unserem Herzen Trockenheit und Dürre ist. Im Evangelium des 1. Fastensonntages wird Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Wer oder was ist der Teufel in unserer Zeit? Wie, wann oder wo werden wir in Versuchung geführt?
Und dann – in diese Zeit der Enge und Grenzen kommt Jesus und verkündet das Evangelium Gottes, die Frohe Botschaft von Gottes Liebe und Zuwendung. Kehren wir um und richten unsere Gedanken auf die gute Nachricht Gottes. Richten wir unsere Gedanken auf Gottes Zusage: „Du bist mein geliebtes Kind!“ Entdecken wir eine Oase in unserer Wüste, eine Oase der Zuversicht und Hoffnung, eine Oase der Wertschätzung und des Lobes, eine Oase der guten Gedanken und schönen Lieder, eine Oase voll Licht und Liebe.
Sie werden sich jetzt vielleicht fragen: Wie Zeit, für das Evangelium, Zeit für Stille, Zeit zum Gebet? – Ich habe doch eh schon keine Zeit. Es gibt immer anderes und wichtiges zu tun. Auch Jesus hätte nach der Taufe im Jordan so reagieren können. Es gab viele Kranke und Notleidende und es drängte ihn etwas zu tun… Statt die Ärmel hoch zu krempeln und durchzustarten, begibt er sich in die Wüste. Gerade wenn Gefahr besteht sich in vielen Anforderungen und Aufgaben, Erwartungen, Sorgen zu verzetteln, wenn sie über den Kopf wachsen, ist eine Unterbrechung des Gewohnten geradezu not-wendig. Für die Suche nach Klärung und Orientierung ist die Wüste mit ihrer Stille und Leere ein geeigneter Ort. Sie verweist auf die grundlegenden Fragen, worauf ich mein Leben und mein Tun ausrichte. Für Jesus ist das Wort Gottes, die Heilige Schrift unverzichtbar. Jesus steht – wie wir – vor der Herausforderung Gott, seinem Vater wirklich dem ihm gebührenden ersten Platz zu geben. Wir – und auch die Kirche als solche – sind immer wieder in der Versuchung der eigenen Machbarkeit, den eigenen Mitteln, Ideen und Konzepten mehr zu trauen als Jesus selbst.
Geheimnis der Wüste – Sie ist eine Chance für einen Neuanfang, die Einladung, es neu mit Gott zu wagen. Das Ziel des Weges ist es, nochmals und sehr bewusst mein JA zu sprechen, Gott neu und wirklich zu vertrauen und allem zu wiedersagen, was mich davon abhält – der Weg mündet in die Erneuerung des Taufversprechens in der Osternacht.
Fabian Lammers