Zimmer frei?

Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis

„Wenn Gott bei dir wohnen wollte, welches Zimmer würdest du ihm anbieten?“

Diese Impulsfrage, mit der ich vor einigen Jahren erstmals konfrontiert wurde, kommt
mir immer zuerst in den Sinn, wenn ich an das Evangelium von diesem Sonntag
denke.

„Wo wohnst du?“ fragen die zwei Jünger Jesus.
In dieser scheinbar einfachen Frage schwingt so vieles mit:
Wo bist du zu Hause? Wer bist du? Wie lebst du?
Wo bist du beheimatet? Wo können wir dich finden?

Wer so fragt, möchte persönlich werden.

„Kommt und seht.“ lädt Jesus die beiden Fragenden ein, es selbst herauszufinden.

Spannen finde ich, Jesu Wohnungen in dieser Welt sind so verschieden:
Die erste ist ein Stall, aufgewachsen ist Jesus in seinem Elternhaus in Nazareth.
Später gilt Kafarnaum am See Genezareth gilt als seine zweite Heimat.

Dann sagt Jesus einem Mann, der ihm nachfolgen will: „Die Füchse haben Höhlen
und die Vögel des Himmels haben Nester, der Menschensohn hat keinen Ort, wo er
sein Haupt hinlegen kann“ (Mt 8,20).

Für kurze Zeit nimmt Jesus in einer Grabhöhle Wohnung. Seit der Auferstehung
scheint Jesus unzählige Wohnungen zu haben, zeigte er sich doch verschiedenen
Orten gleichzeitig. Und dann das nichtendende Versprechen: „Und siehe, ich bin mit
euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

Wo wohnt er nun? Bei Martin Buber finde ich eine schlüssige und zugleich
herausfordernde Antwort: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“

Jesus lässt sich von uns einladen. Man kann ihn nicht herbeizwingen, aber man kann
sich bereitmachen – sozusagen die Wohnung für ihn herrichten und dabei darauf
vertrauen, dass er sich von uns finden lässt.

Wenn Gott bei Ihnen wohnen wollte, welches Zimmer würdest Sie ihm anbieten?

Marcus Steiner

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