Gedanken zum sechsten Sonntag im Jahreskreis
Nicht selten erwische ich mich dabei, wie ich einer Erklärung nicht folgen kann.
Der Funke springt dann nicht über, ich verstehe einfach nicht, was genau mein Gegenüber mir gerade sagen möchte. Ich ahne oft, dass es an mir liegt, denn das Gegenüber sprüht förmlich vor Begeisterung, verliert aber auch zunehmend die Geduld mit mir.
Das Evangelium des heutigen Sonntags zeigt, dass es den Zuhörer*innen Jesu wohl ähnlich gegangen sein könnte:
Jesus erzählt mit einer Engelsgeduld, was er zu sagen hat.
Es versucht zu erklären, wie gutes Leben im Sinne Gottes aussehen soll.
Die Seligpreisungen und das Wort von Salz und Licht scheinen aber vielleicht nicht ganz auszureichen oder sind als Metaphern zu interpretieren und damit nicht leicht zu verstehen.
Und so wirkt es auf mich, als hätte Jesus das Bedürfnis, ganz konkret zu werden.
Es scheint, als nutze er hier Beispiele, die den Menschen gut bekannt sind und erklärt anhand bekannter Regeln der Tora (die die Menschen, die ihm zuhören, vermutlich gut kannten), dass diese Regeln nicht pauschal zu verstehen sind, sondern dass mehr in ihnen steckt:
Es geht nicht ums reine rezitieren bekannter Worte, sondern um Reflexion des eigenen Handelns.
Das Gesetz wird zur Haltungsfrage!
Und damit wird das Gesetz auch wesentlich komplexer, denn Jesus verlangt viel vom einzelnen Menschen: Das Gesetz wörtlich zu nehmen und im einfachen Wortsinn zu befolgen ist das eine.
Das Gesetz in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das eigene Tun zu erkennen, ist das andere.
Und so wird vermutlich nicht nur eine zuhörende Person fragend geschaut haben, mit dem Gedanken im Kopf: Bitte, Jesus, erkläre es mir noch einmal.
Daher wundert es mich auch wenig, dass Jesus so einige Anläufe, Beispiele und Bilder benötigt, um diese Botschaft in Worte zu fassen.
Ich erlebe das auch heute noch:
Vom eigenen Christ*in-Sein zu erzählen und das eigene Handeln am Handeln Jesu auszurichten führt nicht selten zu hochgezogenen Augenbrauen und Unverständnis.
Daher hoffe ich auf ähnlich viel Geduld beim Erklären und viele kreative Gedanken, um Bilder zu finden, die heute verstanden werden können.
Und ich hoffe auf den Mut, das Gesetz, den Modus eines guten Lebens, den Gott in den Heiligen Schriften offenbart hat, im Alltag anknüpfen zu lassen und zu einer Haltung zu machen, die eben jenem gute Leben dient,
in Gottes- und in Nächstenliebe
(wie wir noch hören werden).
Sophie Kölsch