Gedanken zum 17. Sonntag im Jahreskreis
Liebe Leser:innen,
die Kinder haben Ferien, einige Erwachsene haben sich frei genommen und an vielen Orten wird Urlaub gemacht. Willkommen im Sommerloch! Diese oft etwas ruhigere, nachrichtenärmere Zeit liefert uns ein sehr bekanntes Evangelium.
Am heutigen Sonntag ist das Wunder von der Brotvermehrung dran. Ich bin sicher, diesen Text schon aus dem Kindergarten zu kennen. Er ist ja auch sehr anschaulich. Wenn ich von der großen Menschenmenge höre, die Jesus ans Ufer des Sees von Tiberias gefolgt ist, habe ich direkt viele Menschen vor Augen. Ich sehe neugierige und freundliche, aber auch skeptisch-zweifelnde Gesichter. Diese Menschen haben ihre jeweiligen Biografien im Gepäck, würden Jesus vielleicht gerne ihre persönlichen Anliegen schildern. Sie sind ihm nachgelaufen, weil sie die Zeichen gesehen haben, die er an den Kranken getan hat (Vgl. V.2). Sie setzen ihre Hoffnung in ihn.
Klar, dass sich nach so einem Wanderprediger-Tag ein Hüngerchen meldet. Wir könnten uns fragen, warum die Provianttaschen nicht gut gefüllt sind. Sind die Menschen so arm, dass sind nichts dabeihaben? Oder sind viele einfach losgelaufen, als sie davon gehört haben, dass Jesus in der Nähe ist? Hier scheint der Veranstalter für das Catering verantwortlich zu sein, doch die eingeplanten 200 Denare werden für die Verköstigung der Menge nicht reichen. Der kurze Dialog zwischen Jesus und Philippus zeigt an, dass ein Zeichen vorbereitet wird. Jetzt kommt – und das ist mir sehr sympathisch – ein kleiner Junge ins Spiel. Er hat etwas gefunden. Fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat er dabei. Immerhin. Doch das ist zu wenig. Dennoch sollen sich alle setzen und das Wenige miteinander teilen.
Der Plan geht auf. Alle werden satt und die Reste füllen zwölf Körbe! Das Wunder der Speisung der Menge hat funktioniert. Mit dem Dankgebet und der einfachen Geste des Teilens wurden über Fünftausend Menschen sattgemacht.
Aber ist das eigentliche Wunder nicht vielleicht, dass in dieser Mangelsituation niemand aggressiv wird, dass keine Tumulte entstehen? Ist es nicht wunderbar, dass ausgerechnet ein unbedeutendes Kind das Material zum Teilen liefert?
Für die Volksmenge ist dieses Erlebnis die Bestätigung, dass Jesus der Prophet ist, auf den sie gewartet haben (Vgl. V.14). Jesus aber ahnt hier bereits seine Passion voraus. Es gefällt mir,2 dass der Evangelist Johannes hier einen Jesus zeichnet, der die Erlebnisse anscheinend verarbeiten muss und sich deshalb allein auf den Berg zurückzieht.
Ich möchte mir etwas für die kommende Woche vornehmen. Nach dem Essen etwas Stille. Einfach durchatmen um nicht sofort wieder in den Trubel des Tages zu stürzen.
Einen gesegneten Sonntag wünscht
Florian Bundesmann