Gedanken zum 16. Sonntag im Jahreskreis
In unserer schnelllebigen Welt scheint es oft schwierig, zur Ruhe zu kommen. Doch gerade die Momente der Stille und Besinnung sind wichtig für unser geistiges und körperliches Wohlbefinden. Schon in der Bibel finden wir Hinweise darauf, wie wichtig Auszeiten sind – nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Fähigkeit, anderen zu helfen und Gottes Botschaft weiterzugeben.
Jesus wusste, wie wichtig Auszeiten sind. Als seine Jünger von ihrer Aufgabe zurückkamen – davon haben wir am letzten Sonntag gehört – lud er sie ein, sich gemeinsam auszuruhen. So konnten sie ihre Erlebnisse teilen und neue Kraft schöpfen – das brauchten sie, um die frohe Botschaft weiterzugeben. Stellen wir uns vor, wie die Jünger Jesus von ihren Erfahrungen erzählten – einige vielleicht voller Begeisterung, andere möglicherweise erschöpft oder entmutigt. Jesus erkannte, dass sie Zeit brauchten, um all dies zu verarbeiten und sich zu erholen.
Auch heute fällt es vielen Menschen schwer, zur Ruhe zu kommen. Im Beruf wird immer mehr verlangt, und oft setzen wir uns selbst unter Druck. Die ständige Erreichbarkeit durch Smartphones und soziale Medien macht es zusätzlich schwer, wirklich abzuschalten. Sogar in der Kirche geht es manchmal mehr um die aktuellen Herausforderungen, als um Begegnungen und tiefe spirituelle Erfahrungen.
Egal was wir tun, es ist wichtig, ab und zu innezuhalten und durchzuatmen. In diesen ruhigen Momenten können wir uns auf das Wesentliche besinnen und unsere Beziehung zu Gott stärken. Jeder findet dabei seinen eigenen Weg: Manche gehen in die Natur und lassen sich von der Schöpfung inspirieren, andere sprechen mit Freunden oder suchen Ruhe im Gebet. Einige machen eine Pilgerreise oder ziehen sich für einige Tage in ein Kloster zurück. Wichtig ist, dass wir regelmäßig solche geistigen Auszeiten in unser Leben einbauen.
Nur wenn wir selbst zur Ruhe kommen, haben wir die Kraft, für andere da zu sein, ihnen zuzuhören und zu helfen. Das ist wie bei einem Akku, der aufgeladen werden muss, bevor er Energie abgeben kann. Wenn wir ständig auf Hochtouren laufen, werden wir schnell müde und gereizt. In diesem Zustand fällt es uns schwer, geduldig zuzuhören oder mitfühlend zu sein. Oft merken wir erst, wie erschöpft wir sind, wenn wir endlich zur Ruhe kommen.
Im Buch Jeremia spricht Gott von schlechten Hirten, die sein Volk vernachlässigt haben. Leider gibt es auch heute in der Kirche Menschen, die ihre Macht missbrauchen oder mehr an sich selbst denken als an andere. Solche „Hirten“ können großen Schaden anrichten und das Vertrauen der Menschen in die Kirche erschüttern. Umso wichtiger ist es, dass wir uns an Gottes Vorbild orientieren.
Gott zeigt uns, wie ein guter Hirte sein soll. Jesus sieht die Not der Menschen, die extra den weiten Weg auf sich nehmen, um ihn zu sehen und zu hören. Dies ist aber kein Gegenentwurf zu uns (vielleicht manchmal schon), sondern eine Entlastung: er kümmert sich um die Menschen, weil die Apostel nicht mehr können. So gehören auch diese und mit ihnen auch wir zu der Schafsherde, die einen Hirten brauchen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Sommer immer wieder Momente der Ruhe finden und neue Kraft tanken können – damit Ihr innerer Akku aufgeladen wird und Sie gestärkt für sich und andere da sein können! Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Ruhe, für Gebet, für Dinge, die Ihnen Freude bereiten. Lassen Sie sich von Gott berühren und erneuern. So können Sie erfrischt und mit neuer Energie den Herausforderungen des Alltags begegnen.
Johannes Geis