Gedanken zum 3. Sonntag im Jahreskreis
Das Reich Gottes ist nahe.
Liebe Leserin, lieber Leser, ist das Reich Gottes nahe? Ist das ein frommer Wunsch, ein leeres Versprechen,
eine Vertröstung für Dumme? Oder ist es etwa eine Lüge? Das Reich Gottes sei nahe, so mag Jesus vor 2000
Jahren sein öffentliches Wirken begonnen haben, aber das ist schon lange vorbei. In die heutige Zeit scheint
das nicht mehr zu passen.
Wenn wir in die heutige Zeit schauen, ist nicht das Reich Gottes nahe, sondern der Weltuntergang. Das ist
es doch, was wir unentwegt gesagt bekommen. Die Botschaft, die wir heute überall hören, lautet: „Die Zeit
ist um, der Weltuntergang ist nahe. Wenn sich nicht sofort alles ändert, sind wir verloren.“
Die Schlagzeilen der Nachrichten sind voll von Kriegen, Terror und Gewalt, Flucht und Vertreibung. Unzäh-
lige Experten zeigen uns Tabellen und Grafiken, dass die Wirtschaft, die Bildung, das Gesundheitssystem,
der gesellschaftliche Zusammenhalt, der Wohlstand und was sonst noch alles zugrunde gehen. Außerdem
wird uns jederzeit erklärt, dass wir selbst verantwortlich seien für die Zerstörung der Umwelt. Es sei unser
„ökologischer Fußabdruck“, der den Klimawandel verursacht. Nicht zuletzt seien wir auch an der Zerstörung
unserer eigenen Gesundheit selbst schuld. Wer sich nicht angemessen ernähre, nicht ausreichend Sport
mache und auch alle anderen Regeln der Gesundheit nicht einhalte, sei selbst schuld an Krankheit und
schließlich am eigenen Tod – das wird uns unentwegt vorgehalten. Permanent hören wir den Ruf unserer
Zeit: „Die Zeit ist um, der Weltuntergang ist nahe. Wenn sich nicht sofort alles ändert, sind wir verloren.“
Dürfen wir da heute noch die Botschaft Jesu verkünden? „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Wenn wir in die Geschichte schauen, sehen wir, dass es zu jeder
Zeit Weltuntergangspropheten gab, auch zur Zeit Jesu. Schon immer gab und gibt es Menschen, die be-
haupten, die Zeichen der Zeit stünden auf Untergang. Die Botschaft Jesu ist genau in eine solche Zeit hin-
eingesprochen, auch in unsere: Das Reich Gottes ist nahe! Wenn wir die Zeichen der Zeit im Sinne Jesu deu-
ten, sehen wir es. Friedfertigkeit und Versöhnungsbereitschaft sind mächtiger als Krieg und Hass. Es ist
möglich, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Das Leben ist stärker als der Tod. Das Reich Gottes ist
nahe, es hat unter uns schon begonnen.
Die ersten Jünger waren Fischer am See Genezareth. Mitten in ihrem Alltag haben sie die Botschaft Jesu
gehört und sind ihm nachgefolgt. In unserer Umgebung gibt es zahlreiche Menschen, die die Botschaft Jesu
hören und in ihrem Alltag in die Tat umsetzen. An jedem Standort der Propsteipfarrei St. Peter und Paul
gibt es Gruppen und Initiativen, die spürbar und sichtbar machen, dass das Reich Gottes unter uns schon
begonnen hat. So viele Ehrenamtliche engagieren sich in liturgischen, musikalischen oder sozialpastoralen
Projekten. Jedes einzelne dieser Engagements ist ein Stück der Nachfolge Jesu.
Wenn Sie sich umsehen, können Sie es sehen, liebe Leserin, lieber Leser? Haben Sie die vielen Kinder und
Jugendlichen gesehen, die als Sternsinger unterwegs waren? Kennen Sie die vielen Kinder und Jugendli-
chen, die sich z. B. bei der KJG oder den Pfandfindern treffen? Nehmen Sie die vielen Ehrenamtlichen wahr,
die sich um eine feierliche und angemessene Liturgie kümmern? Wissen Sie, wie viele Chöre und Musik-
gruppen es gibt? Kennen Sie die Kleiderkammern, Mittagstische, Seniorentreffs, Frauengruppen, Vinzenz-
Gemeinschaften und die vielen anderen sozialpastoralen Angebote der Pfarrei?
Vielleicht sind Sie selbst schon ein Teil dieser Frohen Botschaft. Vielleicht haben Sie Zeit und Lust, sich neu
den Initiativen und Projekten der Pfarrei anzuschließen. Vielleicht haben Sie eine Idee, wie wir in der heuti-
gen Zeit ein Zeichen setzen können. Auf jeden Fall gilt die Botschaft Jesu auch uns und unserer Zeit: „Die
Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“
Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen, wünsche ich einen gesegneten Sonntag.
Ihr Winfried Rottenecker, Diakon