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Euer Herz beruhige sich sich nicht und verzage nicht (Joh 14,23-29)

Grund zur Beunruhigung gibt es zurzeit wahrlich genug. Es ist Krieg mit Panzern und Raketen in der Ukraine, Krieg um Gas und andere Rohstoffe, Krieg um Weizen mit dem Hunger als Waffe. Es gibt tatsächlich viele, die verzagen und wegen der zahllosen bedrohlichen Nachrichten Angst bekommen.
Gleichzeitig tauchen überall Menschen auf, die behaupten sich auszukennen und meinen, uns die Welt erklären zu müssen; Menschen, die angeblich wissen, warum unsere Politik so schlecht und die Prognosen so düster sind; Menschen, die mit Zahlen jonglieren und historische Fakten aufzählen.
Ebenso tauchen überall Menschen auf, die angeblich die Lösung wissen, die Patentrezepte haben und uns Tipps geben wollen, wie wir aus der Misere herauskommen. Man könnte ganze Bibliotheken füllen mit den Ratgebern. Zeitschriften und Fernsehprogramm sind voll davon.
Es beginnt mit dem Tipp für die Diät in der Frauenzeitschrift, die behauptet, ich könne ganz leicht in wenigen Wochen viel Gewicht verlieren. Die Baumärkte behaupten, ich müsse nur ein bestimmtes Werkzeug kaufen und schon sei ich ein Profi-Heimwerker. Überall wird uns gesagt, wir sollten ganz einfach nur dies oder jenes tun, ganz einfach nur dies oder jenes kaufen – und schon klappt es mit der Erziehung, klappt es mit dem Nachbarn, klappt es mit der ersten Million auf dem Konto.
Auch in der Kirche sind wir nicht gefeit vor diesen Menschen, die behaupten, wir sollten nur ganz ein- fach dies oder jenes tun, dann seien die Kirchen wieder voll, die Gemeinden wieder lebendig und alles wieder gut.
Die Erfahrung zeigt allerdings, dass kaum jemals solche selbsternannten Expertinnen und Experten wirklich geholfen haben. Zumeist erweisen sie sich als Scharlatane, die nur auf den eigenen Vorteil schauen. Durch sie wird die Verunsicherung eher noch größer, weil ein Patentrezept nach dem ande- ren scheitert und die Lösung der Probleme in unerreichbare Ferne zu rücken scheint.

Ganz anders dagegen ist die Botschaft des heutigen Sonntags: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Das ist kein Patentrezept und keine schnelle Lösung. Dadurch werden uns die Gefährdungen des Lebens nicht erspart. Die Jüngerinnen und Jünger gehen anders mit den Gefährdungen um. Sie lassen sich nicht beunruhigen und verzagen nicht. Sie vertrauen darauf, dass Gott ihnen bei- steht, ihnen beisteht, um in der Verunsicherung zu bestehen. Dieses Vertrauen kann kein Ratgeber uns vermitteln und es lässt sich nicht kaufen. Dieses Vertrauen muss wachsen und immer neu eingeübt werden. Vertrauen ist ein Risiko, keine Garantie. Vertrauen verlangt Mut. Dieses Vertrauen ist der erste Schritt auf dem langen Weg der Veränderung.

Wie einfach wäre es doch, wenn es ein Patentrezept gäbe und mit einem Fingerschnipsen alle Prob- leme verschwunden wären. Wie schön wäre es, wenn es schnelle Lösungen und einfache Antworten gäbe. Doch das alles gibt es leider nicht. Die schlechten Nachrichten und die bedrohlichen Situationen werden uns nicht erspart, sie lassen sich nicht wegzaubern.

Am heutigen Sonntag sind wir aufgerufen, all den Mut der Jüngerinnen und Jünger Jesu zusammen- zunehmen und uns zusagen zu lassen: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und Ihren Familien

Winfried Rottenecker, Diakon

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