Gedanken zum 33. Sonntag im Jahreskreis 2024

Welttag der Armen – Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. (Mk 13,24-32)

Am heutigen Sonntag lädt Papst Franziskus uns ein, den Welttag der Armen zu begehen. Das Bündnis „gemeinsam solidarisch“, das sich im Bistum Essen mit dem Thema beschäftigt, möchte in diesem Jahr darauf hinweisen, dass es eine Form von Armut ist, sich nicht willkommen zu fühlen. Es ist eine Form von Armut, wenn Menschen sich zurückziehen, weil sie keinen Ort mehr haben, an dem sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen.

Diese Form von Armut kann ganz unterschiedliche Gesichter haben. Es gibt Menschen, die sich aus der Gesellschaft zurückziehen, weil sie hochbetagt sind und fast alle ihre Angehörigen, Freunde und Weggefährten schon gestorben sind. Da gibt es die, die in der Mobilität eingeschränkt sind und im hektischen Treiben unseres Alltags nicht zurechtkommen. Es gibt Menschen, die sich zurückziehen, weil sie es einfach nicht schaffen, die fremde Sprache zu lernen und sich an die fremden Sitten und Gebräuche zu gewöhnen. Da sind die Kinder, die überall weggeschickt werden, weil sie zu laut und zu wild sind, weil sie alles dreckig oder kaputt machen. Da sind die Jugendlichen, die keiner haben will, weil sie sich angeblich nicht benehmen können und nur Müll hinterlassen. Da sind die, die ihre Arbeit, ihre Familie und ihr Selbstwertgefühl verloren haben und keinen Ausweg aus der Abwärtsspirale finden.

Sie alle kennen Orte, an denen sich Menschen sammeln, die sonst nirgendwo willkommen sind, weil sie wohnungslos oder obdachlos sind, weil sie psychisch krank oder suchtkrank sind oder alles zusammen. Da sind Menschen in den Gefängnissen, die nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch von der Gesellschaft verurteilt wurden und keinen Weg der Wiedereingliederung sehen.

Wenn wir heute den Welttag der Armen begehen, möchten wir auf diese Form der Armut hinweisen, die darin besteht, nicht willkommen zu sein. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass diese Form der Armut weiter verbreitet ist, als wir auf den ersten Blick sehen oder meinen. Wir möchten ins Gedächtnis rufen, dass kein Mensch unwillkommen und wertlos ist. Es ist eine wesentliche Aussage unseres christlichen Glaubens, dass jeder Mensch ein von Gott geliebtes Kind ist und dass Jesus der Bruder aller Menschen ist. Gott wendet sich liebend allen Menschen zu, auch den schwachen, ausgegrenzten und sündigen. Jeder Mensch ist wertvoll – allein dadurch, dass er Mensch ist.

Im heutigen Evangelium hören wir: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Auch wenn um uns herum alles zusammenbricht, die Zusage Gottes bleibt. Auch wenn alle anderen sich abwenden, Gott steht in Liebe zu uns. Auch wenn sonst nichts mehr übrigbleibt: Gott ist treu.

Diese Zusage gilt Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, die Sie sich hier und heute willkommen fühlen und ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft sind. Sie dürfen sich sicher sein, dass Sie diese Zusage nie verlieren werden. Diese Zusage gilt aber auch denen, die sie schon lange nicht mehr gehört haben, die auf ein kleines Zeichen des Willkommens und des Angenommen-Seins warten.

Die Vorbereitungsgruppe für den Welttag der Armen im Bistum Essen hat sich ein Zeichen dieser Zusage einfallen lassen. Sie hat Einkaufswagenchips bedrucken lassen mit der Aufschrift „Du bist wert-voll“. Diese Chips möchten wir an Sie verteilen. Wenn Sie diese Chips verwenden oder vielleicht in die Tasche stecken, sollen Sie sich immer wieder neu an die Zusage Gottes erinnern, dass Sie es wert sind, dass Sie den vollen Wert der Gotteskindschaft haben, dass Sie wertvoll sind. Sie dürfen das Gefühl genießen, wertvoll und willkommen zu sein.

Wir legen die Einkaufswagenchips an die Ausgänge der Kirchen der Propsteipfarrei St. Peter und Paul und ins Pfarrbüro. Vielleicht fallen Ihnen im Laufe des Tages Menschen ein, für die es nicht selbstverständlich ist, dass sie wertvoll und willkommen sind oder die neu daran erinnert werden sollten. Wir laden Sie ein, für diese Menschen die Klappkarten mit den Chips mitzunehmen und sie weiter zu schenken. Wenn wir jetzt darübernachdenken, wie gut es sich anfühlt, willkommen zu sein und wertgeschätzt zu werden, können wir uns vorstellen, wie jemand anderes sich über dieses Zeichen freuen wird. Vielleicht haben Sie in Ihrer Nachbarschaft, in Ihrer Großfamilie, in Ihrem beruflichen Umfeld oder in Ihrem ehrenamtlichen Engagement Leute, die gerade jetzt diesen Satz einmal hören oder lesen sollten: „Du bist wertvoll.“ Die Vorbereitungsgruppe ist der Meinung, dass der Welttag der Armen eine gute Gelegenheit dazu ist.

Wenn wir heute den Welttag der Armen begehen, möchten wir die Zusage Gottes weitersagen. Gott wendet sich liebend allen Menschen zu, auch den schwachen, ausgegrenzten und sündigen. Jeder Mensch ist wertvoll – allein dadurch, dass er Mensch ist. Auch wenn um uns herum alles zusammenbricht, die Zusage Gottes bleibt. Auch wenn alle anderen sich abwenden, Gott steht in Liebe zu uns. Auch wenn sonst nichts mehr übrigbleibt: Gott ist treu.

Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen, wünsche ich einen gesegneten Sonntag.

Ihr Winfried Rottenecker, Diakon

Weitere Infos: www.welttagderarmen.de

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