Liebe Leserin, lieber Leser,
die Geschichte von Emmaus ist eine der bekanntesten Ostergeschichten der Bibel. Zwei Jünger fliehen aus Jerusalem und sind auf dem Weg nach Emmaus. Jesus kommt zu ihnen, aber sie erkennen ihn nicht.
Eine berühmte bildliche Umsetzung ist der Holzschnitt von Karl Schmitt-Rottluff. (Nachweis: https://www.bruecke-museum.de/de/sammlung/werke/62621/gang-nach-emmaus) Das Bild gibt die traurige Situation der Jünger wieder: Einer der beiden wirkt wie blind, der andere wie gelähmt, selbst die Sonne ist schwarz.
Die Jünger mussten miterleben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und mit ihm alle Hoffnung, die sie in ihn gesetzt hatten.
Den ganzen Weg über spricht Jesus mit den beiden, aber sie verstehen kein Wort. Erst, als er in Emmaus zum Abendessen bleibt und mit ihnen das Brot bricht, gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen, wer mit ihnen unterwegs war. Aber im gleichen Moment ist Jesus wieder verschwunden. Sofort brechen die Jünger auf, eilen nach Jerusalem zurück und berichten, was sie erlebt haben.
Vor einigen Jahren habe ich Kinder im Grundschulalter die einzelnen Abschnitte der Erzählung malen lassen. Eine junge Künstlerin (9 Jahre) hat den Rückweg der Jünger sehr bunt umgesetzt und ihnen Luftballons in die Hand gedrückt. Mit ihrer Erlaubnis darf das Bild hier verwendet werden. Auf die Frage, warum die beiden denn einen Luftballon in den Händen halten, antwortet sie: „Die Jünger waren zuerst ganz schwer, aber jetzt sind sie froh und fühlen sich so leicht. Immer wenn ich einen Luftballon habe, fühle ich mich leicht.“
Vor zwei Wochen haben wir Ostern gefeiert. Wir haben mit Begeisterung „Halleluja, Jesus lebt“ gesungen. Doch heute hat uns der Alltag wieder. Einige von uns fühlen sich so schwer wie die Jünger, die aus Jerusalem fliehen und auf dem Weg nach Emmaus sind. Manche von uns sind wie blind vor Sorge, manche sind wie gelähmt von dem, was uns bedrückt und belastet.
Gerade ihnen gilt die Zusage der Emmaus-Geschichte, dass Jesus, der Auferstandene, mit uns unterwegs ist, auch wenn wir ihn nicht sehen, nicht erkennen und nicht verstehen. Gerade ihnen gilt der Wunsch, dass das Evangelium ihnen einen Luftballon an die Hand geben möge, der unsere Schritte leicht und fröhlich macht.
Einen frohen und gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und Ihren Familien
Ihr Winfried Rottenecker, Diakon