In den Kirchen und besonders an den Wallfahrtsorten zünden Menschen aus verschiedenen Gründen vor ihrem Bild Kerzen an.
Sie ist die freundliche Mutter Jesu.
Zu ihr können alle kommen mit ihren Fragen und Anliegen. Bitte und Dank wechseln sich ab. Sie nennen sie auch die Mutter Gottes. Von ihr erwarten sie Trost und Hilfe und Ermutigung. Wundererzählungen umranken gewisse Orte, und bisweilen tragen Täfelchen an der Kirchenwand den Schriftzug: Maria hat geholfen. Von ihr gibt es viele Bilder und Statuen in verschiedenen Größen und Darstellungen. Sie wird auch beschrieben als große und mächtige Königin, die durch ihre Güte und Menschenfreundlichkeit den Glaubensweg ebnet.
Im Rosenkranzgebet wird sie immer wieder angerufen im Blick auf das Heilswirken ihres Sohnes.
Im Wahrnehmen der Betenden kann der Eindruck entstehen, als hielten sie sich an dem Rosenkranz wie an einer Ankerkette fest, um für ihr Leben neuen und zuverlässigen Halt zu finden. Das alles hat sich im Laufe der Geschichte so entwickelt und entfaltet.
Historisch ist belegt, dass Jesus vor rund 2000 Jahren von einer Frau zur Welt gebracht wird. In der Überlieferung trägt sie den Namen Maria. In ihrer Wohnstadt Nazareth hat sie in jungen Jahren eine einzigartige Entscheidung getroffen. Sie hat die Anfrage Gottes an sich persönlich mit einem uneingeschränkten und bedingungslosen Ja beantwortet. Damit formulierte sie einen reinen Gedanken, der ihr den Habitus der Unberührtheit zukommen ließ.
In menschlicher Arglosigkeit öffnete sie sich im Vertrauen auf Gott der eigenen Lebensberufung. Nach einem Dialog um die Möglichkeit und die Konsequenzen stützte sie sich auf die Macht ihres Schöpfers und auf seinen Geist. Diese Argumente führten sie in die Freiheit zu ihrer grenzenlosen Zusage.
Damit trat sie im wahrsten Sinne des Wortes lebensbejahend in ihre eigene Geschichte ein.
Die Reinheit und die Unversehrtheit ihrer Gedanken und Worte sind Einladung zur menschlichen Offenheit und Geradlinigkeit. Damit geht die jungfräuliche Lebensgestaltung dieser Dame weit über den klassischen Begriff der Keuschheit und dem damit verbundenen Reinheitsbegriff hinaus. Sie lebte ihre Berufung ganzheitlich mit Leib und Seele. Daraus entwickelte sich in allen menschlichen Bereichen ihrer Natur ein vollkommener Weitblick und eine herztiefe Freiheit in der Verwirklichung ihres Lebens mit Gott.
So gelangte sie selbstbewusst und vollkommen bei sich und im Einklang mit Gott das Ende ihres Lebens.
Es sind Erzählungen legendärer Art. Aber sie geben wie die ganze Persönlichkeit der Maria, die Jesus geboren hat, ein Beispiel, welches in jeder Zeit neue Impulse gibt.
Das große Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel wird seit dem 5. Jahrhundert gefeiert.
Papst Pius XII erhob seinen Inhalt im Jahre 1950 zum Dogma.
Über alle Diskussionen hinaus erzählt der Gedanke, dass diese Frau mit ihrem Körper und mit ihrer Seele von Gott aufgenommen wurde, zunächst davon, dass den Menschen eine Ahnung gegeben ist. Diese Ahnung hält ein Leben nach dem Tod für denkbar und möglich. Diese dem Menschen innewohnende Denkmöglichkeit kann zur sich zur Lebenshoffnung entwickeln, welche schließlich das Grundargument zum Glauben wird. Auf dem Boden dieses Argumentes können Lebensentwürfe wachsen, die denen der Mutter Gottes ähneln.
Ein weiterer und ermutigender Gedanke dieses Festes ist der Wert von Seele und Leib.
So sehr beides seit langer Zeit die menschliche Existenz auseinander rechnet, so sehr führt sie der Gedanke an die Himmelfahrt Mariens wieder zueinander. Leib und Seele gehören zusammen und sind von Gott so gewollt. Das menschliche Leben kann nur in einem gesunden und zutiefst reinen Einklang beider dem Menschen zugedachten Dimensionen gelingen. Wertfrei gestaltet diese menschliche Einheit das Leben und öffnet immer weitere Räume. Wenn Geist und Körper beieinander sind, kann der Mensch zu sich finden und im Verein mit sich, der Schöpfung und mit Gott die Antwort auf das eigene Leben geben.
Pastor Jürgen Kuhn