Gedanken zum Jahreswechsel
Es ist der letzte Tag des Jahres. Viele Menschen, egal welcher Religion, feiern heute Silvester.
Der katholische Kalender bietet heute eine erstaunlich breite Auswahl: Natürlich feiern wir den
heiligen Silvester, der Namensgeber des weltlichen Festes ist. Wir können auch den Tag des 31.
Dezembers feiern. Oder den 7. Tag der Weihnachtsoktav. Oder auch das Fest der Heiligen Familie.
Egal welches Fest denn nun gefeiert wird, Anlässe gibt es genug.
Es können Feste voller Freude sein. Momente der Dankbarkeit für das, was gewesen ist. Vielleicht
endet das erste Jahr als Eltern. Vielleicht das erste Jahr im neuen Beruf.
Es können Feste der Trauer und des Abschieds sein. Vielleicht endet das erste Jahr in einer neuen
Lebenssituation. Vielleicht das erste Jahr, das ohne einen geliebten Menschen beginnt.
Und mit dem Ende steht da der Neubeginn.
Ein neuer Kalender hängt an der Wand. Noch sind alle Ordner im Büro leer. Und die ersten Worte, die
das Evangelium am 31.12. schenkt, wenn wir den 7. Tag der Weihnachtsoktav feiern, lauten:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei war Gott. […]
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt … . (Joh 1,1;14)
Diese Verse begleiten mich an diesem letzten Tag eines Jahres, das voller schöner, tragischer,
freudvoller und trauriger Momente war. In diesen Versen steckt die weihnachtliche Gewissheit, dass
Gott Mensch wurde und all das, was menschliches Leben ausmacht am eigenen Leib erfahren hat.
Gott kennt den Schmerz, die Freuden, die Sorgen und die Leichtigkeit, die das Leben ausmachen.
Und bei Gott kann ich jetzt, am Ende des Jahres, all das lassen, was ich hinter mir lassen möchte.
Und mit Gott kann ich vorfreudig auf das schauen, was nun kommen wird.
Hermann Hesse schreibt in seinem Gedicht ‚Stufen‘:
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Er bezeichnet sich selbst nicht als Christ. Aber sicherlich kennt er den Beginn des Evangeliums nach
Johannes. Und vielleicht dürfen wir uns als Christ*innen erlauben, diese Zeile mit Gott in Verbindung
zu bringen.
Und im Vertrauen darauf, dass Gott auch in diesem Anfang sein wird, wünsche ich Ihnen/euch und
allen, die Ihnen/euch am Herzen liegen ganz viel Segen für das neue Jahr, das vor uns liegt.
Ich wünsche uns Momente des Innehalten-können im Alltagswahnsinn, Trost in Trauer und
Traurigkeit, jemanden, der sich mit uns freuen kann und Gesellschaft in der Einsamkeit und
Gesundheit, so gut es eben geht.
Und ich wünsche uns einen kleinen Anfangszauber, der uns uns hilft, das Leben zu bestreiten, mit
allen Höhen und Tiefen, die da kommen werden.
Sophie Kölsch