Gedanken zum 6. Sonntag der Osterzeit
In diesen Worten Jesu erkennen wir einen tiefen Aufruf zur aktiven Nächstenliebe.
Dieses Gebot der Liebe ist nicht nur ein idealistisches Ziel, sondern eine konkrete
Anweisung für unser tägliches Handeln und fordert uns heraus, über unsere
Vorurteile hinauszugehen und auch die zu lieben, die uns herausfordern.
Die Liebe, wie Jesus sie lehrt, verlangt von uns, einander in unserer ganzen
menschlichen Komplexität zu sehen und zu akzeptieren. Sie ist mehr als Sympathie;
es ist eine tiefe Verpflichtung, die uns dazu bringt, hinter das offensichtliche
Verhalten der Menschen zu blicken. Warum verhält sich jemand so, wie er es tut?
Welche Lebensgeschichte könnte sein Handeln erklären? Diese Fragen zu stellen,
eröffnet uns die Möglichkeit, Mitgefühl zu entwickeln und echte Begegnungen zu
schaffen.
Wir sind dazu aufgerufen, die Gebote Gottes nicht nur zu respektieren, sondern sie
als Lebensweisheiten zu verstehen, die ein gutes Miteinander ermöglichen. In einer
Welt, die oft von Ungerechtigkeit und Selbstsucht geprägt ist, erinnert uns Jesus
daran, dass wir nicht mehr Knechte, sondern Freunde sind. Diese Gleichwertigkeit
aller Menschen ist der Grundstein für eine Gesellschaft, die frei von Ausbeutung und
Unterdrückung ist.
Das Evangelium ermutigt uns, in der Liebe Jesu zu bleiben und aktiv nach
Verständnis und Mitgefühl für alle zu streben, selbst für diejenigen, die uns am
meisten herausfordern. Dieser Weg der Liebe ist nicht einfach, aber er ist der Weg,
den Christus uns vorgezeichnet hat. Lassen wir uns darauf ein, können wir auf
Frieden und Versöhnung hoffen, die wir in der heutigen Zeit so herbeisehnen.
Johannes Geis